Es gibt stille Nächte, die gibt es manchmal. Ich glaube, diese ist auch eine von ihnen. Wenn auch dann und wann einzelne Tiere verlauten lassen - wohl mehr unter einander als mir - dass sie da sind, bleibt alles dennoch still. Unbewegt irgendwie.
Der Mond, siechelförmig und polarsternhell. Ich wünschte, du könntest das sehen.
Aber vielleicht gehen die Sterne sich auch so weit auf über dir. - Schaust du denn auch hoch? Ab und an.
Ich frag mich, ob du auch an mich denkst. Wenn du aus ganzer Seele lachst - sodass alles scheppert und kracht.
So viel tiefblauer Himmel, der zwischen uns scheint, und die Sterne bleiben aber die selben. Siehst du sie auch?
Weißt du, ich denk an dich. Ich weiß, das ist leicht für mich zu sagen. Ich bin ja die, die fort ging. Ich bin ja unterwegs. Und doch, wenn ich denke an dich, dann lacht mein ganzes Herz. Meistens, wenn ich mich freu, freu ich mich schon drauf, dir davon zu erzählen. Weißt du.
Vielleicht ist es gerade das. Unterwegs sein ist einfach. Vor allem, wenn die Sonne scheint, wenn alles strahlt, und wenn die ganze Welt weint, dann darfst auch du. Aber pflanz' gern noch etwas Freude, etwas Wonne für den Nächsten. Was ist aber, wenn du grade keine hast? Wenn dir einfach grad nicht danach ist?
Die Bäume stehen so starr und unbeweglich, so siehts von hieraus aus. Aber ich weiß, sie atmen viel. Manchmal kann man das von außen kaum sehen, nicht?

Siehst du, was ich sehe?
Ganz genau: den Schnepfengrund!! Da sind wir heute (gestern) durchgelaufen. Wie ich mich gefreut habe, als ich das gelesen habe. Am 1. April vor viielen, vielen Jahren war das. Als ich die liebevollen Worte meiner Harfenlehrerin aus dem ersten Stock herunter vernahm: "Spiel weiter, du.."
Tja, manche Aprilscherze haben ihren Preis. Ehrlicherweise ist Humor ja ein sehr schmaler Grad. Und manchmal muss man eben tanzen. (Oder fallen - das tu ich ganz gern.)


Viel "zum ersten Mal" gibt es am dritten April. Neben der ersten Begegnung mit einer Französin - eine Köchin in einem bewirtschaften Naturfreundehaus in Leimen, die wir um Wasser fragten und der ich zur Verabschiedung erst einmal einen "Bon soiree" wünschte. Es war 12 Uhr. Mittags. Ich Banause.
So auch recht zu Beginn die erste Kreuzung mit dem Odenwald-Vogesen Weg, der uns zur Grenze Frankreichs führen soll. - Die Betonung liegt auf Sollen. Denn der Weg möchte; vor allem hier durch die wundervoll be-autobahnte und voll-besiedelte Rheinebene Schlenker über Schlenker gehen. Und manchmal verschwindet er einfach. Öfter mal säumen viele abgeholzte Bäume unseren Weg, und länger sehen wir ein Zeichen nicht. Es zieht uns nach Wissembourg. Aber zu manchen Zeiten heißt es: einhalten, innehalten.

Auf dem Weg nach Nussloch finde ich auch den Briefkasten, den ich am vorigen Tag schon vermisst habe.


Durch ein gut behaustes Stück Wald führt unser Weg. Bunte Türen, Tore, Fenster hier und da - ein Campingplatz und regenbogenumrandete Baumhöhlen - eine Miniaturbaustelle und eine Outdoor Küche. Ganz viel Stehenbleiben und Staunen. Wichtel sind unterwegs.


Keine Bärlauch Räuber weit und breit - und Bärlauch, so weit das Auge reicht!
Hier, kurz vor unserer Mittagsrast pflücken wir das erste Knoblauchgewächs des Tages und ab dann hört es gar nicht mehr auf. Üüberall wächst er. Auch später dann unser Schlafplatz im Wald ist bärlauchumrankt.

Direkt am Wegesrand stießen wir auf einen veganen Edelimbiss. Dogan's Candellight Döner (im Tageslicht). Verheißungsvoll hieß es Falaffel mit Hokkaido und ich sage so: wir ließen uns verführen. Gemütlich hingesetzt und freundlich um die Ecke quatschend mit Dogan die Zeit vertreiben, bis erst ein großer bunter Salat und dann meine vegetarische Yufka kunstvoll hergerichtet zu mir kam. Kein Schafskäse für Paloma, dafür packt Dogan mir köstlichsten Hokkaido und Couscous dazu. So freundlich und interessiert - würde man sagen, kennt man kaum einen Wirt - und doch scheinen alle, die wir bisher trafen wie von einem Schlag. Und doch so wunderbar verschieden.
Die Sache mit dem Vampir.. das erklärt sich so: in seiner Bude, da hing ein Plakat. Aus Werbezwecken. Das Candellightdöner. Für Dracula. Darf's auch ohne Knoblauch sein? Und Graf Dogan grinste schief in die Kamera.
Während der Weinbau immer üppiger wird, passt sich unsere Sonne dem an. Fast dreimal täglich müssen wir Wasser auffüllen, und sobald es so brutzelt, kommt Schildkröten-hanni zu Tage. Und so geht uns des Öfteren mal Schritt um Schritt das Wasser aus. Aber kein Problem! Auch, wenn wir in unserer Landstreichertracht uns schlecht in die All Black tragende Gesellschaft beim Weingut mittendrin mischen können, ist doch immer ein freundlich stehend/ schauend / strahlender Mensch zu finden. Wir fanden so einen Koch beim Rauchen am Kücheneck - in Candy's Corner, der uns bis über der MAlchenberg mit Wasser versorgte.
In der Nähe gibt es Nüscht zu Essen mehr, und auch hier fällt uns zu Sorgen schwer. Wer suchet, der findet :p - in unserem Fall begegneten wir zwei Damen, die uns den Tipp mit dem Teo an der Kirche gaben. Und Holla! gab's da eine köstliche Hafermilch :)). & was uns weiter noch fehlte. - Außer dem Wasser. Heimkommende Motorradfahrer lässt sich gut fragen.
Das war so ein Tag, an dem sich viel überblicken ließ: ein erster Blick auf die Vogesen am Horizont; ein Gefühl von Hier will ich hin. Ganz zugleich auch einen vorletzen zurück zum Königsstuhl; den letzten Zipfel des Odenwaldes - hier kamen wir her.
03. April 2025
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Kommentare
Jeden Tag warten wir auf schöne Berichte eurer Wanderung. Die Berichte sind sehr ausführlich und schön zu lesen. Manchmal fällt es uns schwer deinen Gefanken zu folgen. Aber wir finden es alle ganz toll so schöne Berichte zu bekommen.Vielen Dank dafür.
Dear Hanni, every day im exited to read your lovely updates! I was especially amused about you visiting the Schnepfengrund!
Im sending you love from Greenwich ❤️
Liebe Johanna, wir freuen uns, dass wir mit Dir unterwegs und in der Natur sein dürfen. Finde es beeindruckend, dass Du am Abend noch Kraft hast zum Schreiben. Unsere Gedanken begleiten Dich. Ich vermute, dass die intensiven Eindrücke vom Tag sich auch nachts in Traumbildern fortsetzen. Ist das so? Weiter alles Gute auf Deiner Wanderung!