Meine Welt baut auf Zufälle, die ineinander fallen; einander halten. Und ich steh' irgendwie mittendrin - wie auf der Wegkreuzung des Moosdachhauses - und ich kanns gar nicht glauben. Tue es doch, denn mein Glauben ist die Wurzel allen Werdens.
Der Abend zuvor - neben dieser einen Nacht alleine in Wissembourg - war das die erste tout seule - ganz alleine auf dieser Reise. Da habe ich mir so, so sehr gewünscht, nicht alleine zu sein. Ich hätte es nicht aussprechen wollen, weil manche Wahrheiten für ihre eigene Dauer lieber leise bleiben, aber eigentlich war es klar.
Jetzt - heute ist der 14. April - auf alle diese Glückradsfälle meines Abenteuers blickend, frage ich mich, ob da was dran sein kann, an der Sache mit dem Wünschen und dem Guten Glauben?
Wie kann es denn sein, dass ich stehe, wo ich stehe und ein Stein fällt zum anderen. Aber erst eins mit dem anderen. Lass mich dir erzählen. Von all den Sternenmenschen - Funkenmenschen und in Mensch gebündelten Sonnenstrahlen, die meinen Weg streiften.

Das sind Emma und Alice! :))
Morgens, nachdem sie aufbrachen, nach Wissembourg. Und ich nach Climbach. Die Wege der anderen eine Weile lang rückwärts gehen. Elles m'ont dit: "Climbach est vraiment étrange. Beaucoup des grands maisons mais personne est dans la rue." - Climbach ist wirklich seltsam. Viele große Häuser, aber niemand ist auf den Straßen.



Auch unser Moosbachhäuschen verfügt über ein Logbuch - wie das Stuttpferchhäuschen in der Pfalz.


Die Sonne begleitet mich und ich gehe über all die Wurzeln & Schmalwege hinab und Climbach ist nicht weit. Die Boulangerie, die zu Emma und Alices (und meinem) Unverständnis nachmittags zwischen 1 und 4 zu hat, war morgens um halb zehn formidabel offen. Für mich gab es dort aber kein Eclair, wie die anderen es sich am Tag zuvor erträumt hatten - Bauch, habe stets noch Achtung! Dafür jedoch das erste Baguette HIHII!
Der Vibe im Ort ist ehrlich etwas wirr. Bei Petit-Wingen habe ich mich dafür aber umso mehr zuerst über den pfeifenden Gassigänger und danach über den Rasen wässernden Herren gefreut. Ihn habe ich nach Wasser gefragt, denn er sah sehr freundlich aus. Als er mit meiner gefüllten Flasche aus dem Haus zurückkehrte, deutete er auf den Wasserschlauch, mit dem er zuvor zugange war und sagte "Kein Trinkwasser'", während er mir mit einem Lächeln meine Flasche wiedergab.


Einmal um zwei Ecken später finde ich drei Brunnen, und mein erster Gedanke ist: "Da hättest du gar nicht fragen brauchen..." - Genauerer Blick hin zum Grund: Sie sind wasserleer.




Mein (Baguette) Frühstück nahm ich mit einem Blick auf den Jardin des Sources in Ziegengesellschaft ein.
Ich gehe Stück für Stück und freue mich über den frühlinglichen Wald. An so vielen Ecken sehe ich kleine Unterschlupfhäuser und ich weiß, käme es hart auf hart, würde ich in den Vogesen immer etwas finden. Es ist angenehm warm und ich kann laufen, so laufe ich :).


Wohin ich gehe, ich sehe: Schilder, die weisen zu einem Ort, der sich nennt Gimbelhof. Ich werde neugierig und so wende ich meinem GR für kurz den Rücken zu und lasse seine Schleifen Schleifen sein und folge einem der Schilder. Zuerst komme ich an einem großen Waldspielplatz vorbei, wo viele Familien an Tischen sitzen und picknicken. Sich der Sonne und geschenkten gemeinsamen Zeit erfreuen, denke ich. Auch in Frankreich sind jetzt Ferien. Sie liegen parallel zu denen in Hessen.
Der Gimbelhof ist ein Selbstbedienungsbiergarten. Drinnen, meine Ohren gespitzt, erfreue ich mich dem starken pfälzer Französisch Misch der Dame hinter dem Tresen. Im Satz gute dreimal wechselte sie die Sprache. Zumindest wirkt das auf mich so. Vielleicht ist genau so aber die ihre. Ein Ensemble.
Für die Hanni gibt es dort eine Gemüsesuppe und ein großes Glas Pomme gasifié- Apfelshorle. Damit mitten hinein in die Sonne an einen der knallig roten Tische, setz ich mich. Dazu die Karten weit ausgebreitet auf dem Tisch und ich brüte über den weiteren Tag und jene danach. Ich nehme mir meine Zeit - richte mir Couchsurfing ein, just in case und schaue, wo man hier überhaupt einkaufen kann. Surprise: C'est pas souvent! - Nicht oft hat man die Möglichkeit dazu. Es ist; viele Male Neunkirchen aneinandergereiht.

Wie hat Maté gesagt? Immer wieder, und ich muss schmunzeln. "Nur mit dieser einen Bank hat alles angefangen. Wir haben uns einfach auf die selbe Bank gesetzt und jetzt ist sie hier. Das ist doch verrückt."
Ja, ist es Maté. Und genau das ist es, was ich liebe an dem Leben, das unseres ist. Weil es offen ist für Möglichkeit.
Nach meiner Stärkung auf dem Gimbelhof und kleinerem Grübeln weiß ich nicht so recht, wohin mit mir. - Soll ich wieder zurückgehen? - Dem GR wieder folgen, all die Hügel zu den Schlössern hinauf. Immer, immer hinauf. Ich merke, ich will nicht hetzen. Um dem entgegenzuwirken; dem "ich habe jetzt Zeit mit Sitzen und Denken verschwendet"-Denken Stille entgegensetzen. Und dafür: einfach mich wieder hinsetzen. So landete ich auf dieser Bank, auf der du bereits saßt, Maté.
Ich glaube, du hast unser Gespräch begonnen und bald schon mir erzählt, dass ihr hinüber zum Fleckenstein gehen wollt - das ist eine Burgruine. Ihr: das sind deine Mutter, dein Bruder und deine beiden Freunde. Ich studiere meine Karte und du schaust mir dabei zu. Mit ganz neugierigen Augen und so viele Fragen stellend.
Ich breite die Karte ein wenig aus zwischen uns auf der Bank und zeige dir, wo wir sind. Gemeinsam suchen wir den Fleckenstein. Währenddessen stellen sich die anderen Jungs um uns und du fragst mich, ob ich mit euch kommen will. Die anderen sagen ja, deine Mutter lächelt und ich sage Warum nicht und freu mich.

Mist!! Ich dachte, ich hätte ein Foto gemacht, davon wie ihr vier lieft und Melinda und ich hinter euch. Wie du meinen Rucksack trugst für den Weg bis zum Fleckenstein! Ein Götterbild war das.
Nun, ich bin leider keine Götterfotografin. So ist, was du hier siehst, alles, was bildlich von dem Moment bleibt. Stell dir einen Jungen vor, der einen Rucksack trägt, der ihm höher als den Kopf geht. Und eine Rasselbande drum herum. Als er in aufsetze, meinen Rucksack, hat er gesagt: "Ach, deswegen sind Schildkröten so langsam." und das war neben all den schönen Dingen, die Melinda gesagt hat, mein liebster Satz des Tages.




ein Blick auf den Lembacher Campingplatz vom Fleckenstein aus :)



...diese Treppe. HALLELUJAH!
Stell dir vor, du trägst einen Rucksack. Einen, der mehr ist wie ein Panzer als ein handelsübliches Utensil für kleine oder größere Ausflüge. Ein Zuhause eben - ein tragbares. Und stell dir weiter vor, es ist dunkel. Ab und an gibt es nur das ein oder andere winzig kleine Fenster im Mauerwerk. Und deine Augen sind, na ja, so mäßig gut. Du kannst mehr fühlen als sehen. Überall um dich ist Sandstein. Deine Hände liegen auf den Wänden. Und deine Füße spüren die ausgetretenen Stufen. Ein Schritt nach dem anderen denkst du. Und dann denkst du an Potilla. Die Feenkönigin - aus der Feder von Cornelia Funke. Und du denkst an den Turm in ihrem Hügel und an die Treppe darin, an das nicht endene Schwarz, an die Ewigkeit. Nun. Und dann folgst du einfach diesen Kindern, die dich einfach so mitgenommen haben und dann gehst du einfach diese Treppe hinunter und denkst all das, während du eigentlich nur eine Stufe nach der anderen nimmst.

Wer ist Melinda, fragst du mich.
Das ist eine Frau, die fragt. Hast du schon mal einen Menschen gesehen, der so weit sein Herz öffnen kann? - Ja, manchmal. Danke, dass du hinsiehst.
Sie zeigt ihren Kindern das Fenster öffnen. Und wenn du mich fragst, fragt sie die richtigen Fragen. Was ist richtig, fragst du. Das weißt nur du. Und du weißt es doch nicht. Denn genau das gehört zu dir, zu deinem Weg. Niemand außer dir kennt dein Richtig. Und du weißt es erst, hast du es gefunden. Jedes Mal neu.
Weißt du, es ist verrückt, wenn die Welt dein Zuhause ist, sind auch die Menschen nicht weit.
Manchmal ist eine Seite lesen genug für drei Monate. Manchmal reicht eine Frage für so, so viele Menschen, und manchmal reicht sie für nur einen. Beobachte, wie er erwachsen wird und sieh, wie er wächst.
Eine Nonne zur Freundin, die in einem Kloster in Amsterdam ihr Zuhause hat. Was braucht es im Leben und wer hat, was du brauchst?
Wo liegt der Unterschied zwischen Wollen und Brauchen?
Dein Schenken ist mein größtes Geschenk. Danke, dass ich von dir lernen darf :).

Ich wurde zum Palatschinken (machen &) essen auf dem Campingplatz eingeladen, sie nahmen mich in ihre Mitte - sprichwörtlich und ehrlich, denn des Nachts schlief ich im Flur ihres Wohnwagens und hatte es dort kuschlig war.
Vor allem aber innerlich war es ganz herrlich gemütlich in mir.
11. April 2025
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Kommentare
Hallo Johanna, Deine Berichte berühren mich sehr. Deine Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen auf diesem einmaligen Weg,daran teilzunehmen zu dürfen.Ich wünsche Dir weiterhin eindrucksvolle Begegnungen. In Gedanken ist bei Dir Deine Uri
Hallo Johanna,
immer wieder interessante Informationen.
Der schönste Ausspruch heute zu den Einkaufsmöglichkeiten "es ist wie 4 x Neunkirchen hintereinander." Da kann ich nur wünschen, daß das besser wird.
Weiterhin Alles Gute und schöne Erlebnisse!
Dein Opa Heinz