Une quart d'heure de folie - Eine Viertelstunde Verrücktheit

Veröffentlicht am 20. April 2025 um 23:59

Wenn ich an meinen Einkaufsmorgen in Niederbronn zurückdenke, kommt mir vor allem eins in den Sinn: Must be love von Niall Horan. Und während ich das hier schreibe - mit Kulischreiber auf Papier, ein paar letzte Löffel Schoko-Hafer Müsli verschmausend; Humus, Schokocreme und pfeifender Wind um mich, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. 

Die Leichtigkeit dieses Liedes trägt meinen Tag. Wenn auch mein Rucksack nach dem Einkauf sich alles andere als leicht tragen ließ. Zur Wasenbourg hinauf vor allen Dingen. 

Ein Familienfrühstück, eine Autotour durch Niederbronn und ein Auf Wiedersehen, dass sich danach anfühlt. Und ich steh' wieder auf meinen Füßen. Mitten in der Stadt und es ist erst kurz nach Neun. 

Der Fluss läd ein zum Verweilen und ich genieße so richtig, dass alles langsam ist. Mit dem Gefühl schlendere ich ein wenig durch die Straßen und lasse ihre Freundlichkeit auf mich wirken. 

Da war die Frau, die im Vorbeigehen mit mir flirtete und der alte Mann, dessen Lächeln von Mensch zu Mensch gesprungen kam.

Ich finde: ein paar Postkarten, ein Baguette, Obst, Gemüse, eine Minnipackung mit vier! Eiern, ein Buttercroissant und eine Bäckerin, die mir etwas Butter dazu schenkt. 

Die Wasenbourg.. ich war schon bereit, hier mein Nachtlager aufzuschlagen, weil Christoph sagt, wenn man auf Ruinen schläft, sieht man die schönsten Sonnenaufgänge. Aber es kam anders. Denn als ich gerade im Begriff war, meine Plane auszuschütteln, sehe ich zwei hochberucksackte Menschen den Weg zur Burg hochgestiefelt kommen. Das sind Lyderic und Hazel. Vater und Tochter, die zusammen ein paar Tage unterwegs sind wie ich. - Wie wir am Anfang. 

Bis nach Saverne wollen die beiden. Selbe Richtung - wir gehen ein Stück gemeinsam. Er hat sogar Kaffeepulver dabei! Wir kochen welchen, auf der Höhe angekommen und ich erfreue mich an dem Gefühl, gemeinsam unterwegs zu sein. 

"Tu connais tous le monde!", sagt Lyderic lachend. Oft begegnen wir nämlich Leuten, die ich schon mal gesehen - mit denen ich zuvor mal ein Wort gewechselt habe. Wie die Oma der zwei Jungen, die sie zu einem Ausflug an die Wasenbourg vom Internet an die frische Luft zog und die an mir vorbei den Berg hinaufflog.

Wir erzählen viel und dann trennen sich unsere Wege allerdings wieder, denn die beiden wollen noch etwas weiter. In dem Refuge auf der leichten Lichtung habe ich meine Bleibe gefunden.

Es steht ein Zelt darin und neben ihm eine Frau mit einem Hund. Angie und Lassa. 

Was bin ich jetzt froh, dass ich weitergegangen bin an diesem Nachmittag. 

Angie ist eine Voyageuse und sie sagt, ich werde das bestimmt auch nicht aufhören, das Reisen. Sie ist jetzt für sieben Monate ungefähr unterwegs. Von Wissembourg aus nach Schweiz an die Seen, bis an die Küste Spaniens! Und das über die Alpen und die Pyrenäen. 

Von ihr lerne ich unglaublich viel Französisch. Denn sie hat so eine Geduld und mit ihr ist es, dass die Zeit einen anderen Wert hat. 

Wenn jemand für kurz ziemlich verrückt ist, sagen wir ja "sie habe ihre fünf Minuten". Die quart d'heure de folie ist das französische Equivalent zu dem Ausdruck. 

Manchmal, wenn ich Kurzzeitbegegnungen erzählte, was bisher so war auf der Reise, habe ich öfter gesagt: "On a fait la faute de boire de la Lauter." Jetzt würde ich sagen, "J'ai fait l'erreur..". Aber hier, kein Erreur in Sicht. Denn das hier, meine lieben Freunde ist die Quelle der Lauter. Ha! 

 

14. April 2025


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Kommentare

Jacqueline
Vor 9 Tage

Ach wie schön. So viele nette Begegnungen auf deinem Weg. ❤

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