Wieder sind es die Vögel, die mich wecken. Erst ein Auge langsam auf, dann das andere: und dann seh' ich, wie die Sonne aufgeht. Schaut mir direkt ins Gesicht.
Um die gesamte Wolkenpracht sehen zu können, murmle ich mich - einer Raupe ähnlich - um die Ecke.
Entgegen meiner Erwartungen zum Tag, ist es still am Ostersonntagmorgen. Radfahrer düsen an mir vorbei und einmal auch ein kleines Mädchen auf einem Roller.

Auf einer Bank mitten im Nichts schreibe ich den Blog zu Niederbronn und für das Gefühl, hole ich meine Musik heraus. Eine Weggabelung im Nirgends - wie hier - und On the loose geht mir in die Füße.
Das ist so ein Löwenzahntag. Wohin ich meinen Blick auch richte, er begegnet mir immer wieder.


Es kommt ein bisschen Regen, und dann ein wenig mehr. Er kommt gerade dann mit voller Macht, als ich in einer Wiese stand, wo das Gras mir bis über die Knie reichte. Erst dachte ich "Na toll" und hab es glaube ich auch laut gesagt, dann aber muss ich lachen. Weil es so sehr in den Moment hereinpasst, und weil der Wetterbericht ja nie Recht hat. You don't need the weatherman to see how the wind blows. Und ja, Suli, stimmt.
Also, Regencape raus und hoch die Füße! Wie auf dem Weg vom Schwarzen Weg in den Wald, die drei Damen vom Grill wissen Bescheid.
Du fragst dich vielleicht, wie ich auf diese Wiese kam. Nun. Vorher lief ich neben einer Bundesstraße und mein Blick ging immer auf die Weite des Grüns rechts neben mir und bei der nächsten Luke im Gebüsch bin ich abgetaucht. Erst abgestiegen, dann hinein ins frei wieder atmen und Arme ausstrecken können.
Auch Kuhweiden mit Stacheldraht lassen sich irgendwie umgehen und irgendwann kommt immer der nächste Weg.
Kaum jemand war auf den Straßen in Heming. Ein Mädchen mit Kopfhörern kam mir entgegen, sie erklärte mir, wie ich weiterkomme nach Hertzing.
Während alle weiteren Menschen bei dem Regen sich drinnen sicher und warm waren, war da eine Frau, die sich genau dann ihren Pflanzen auf dem Balkon zuwendete. Und dann kam ich vorbei. Und dann ließ sie ihre Pflanzen warten, und Sengul wandte sich mir zu. Ich fragte sie nach Wasser und sie bat mich in ihr Haus. Bat mir etwas Warmes zu trinken an und wärmte dabei mein Herz.
In ihrer Küche lernte ich auch ihren Sohn kennen. Ramazan. Auch ein großer Voyageur. Bald steht für ihn eine Fahrradreise nach Australien an.
Sengul deckt den Tisch und dabei ist so Vieles, das aus ihrem eigenen Garten kommt. Warmes Fladenbrot, mit Kräutern und Käse gefüllt. Und so viel mehr. Mit so viel Liebe werde ich versorgt von den beiden und wir sprechen lange.
Als ich gehe - unglaublich gestärkt, von innerer Zuversicht gefüllt, gehe ich in die Sonne. Ich habe so viel zu Essen dabei, das die beiden mir schenkten. Und vor allem von dem Brot. Da habe ich mich noch richtig lang dran erfreut.



Mit dem grün-gelben Regencape an meinem Rucksack habe ich nun schon einige Kuhherden verschreckt. Hier ist die erste, die vor mir davonrannte.


Quer durch die Wiesen und Felder zwischen Hertzing und Gondrexange finde ich den perfekten Platz. Er hat nur einen kleinen Haken. Er befindet sich direkt neben einem Jägerstand. Aber ach, der wird bestimmt daheim bleiben.
(Blieb er auch.) Dennoch erdachte ich mir bis kurz vorm Einschlafen schlagfertige Argumente aus, warum ich genau hier mein Tarp aufschlug. Sie endeten meist in: "Ich mache Biwaking. Ich konnte wirklich nicht mehr weiterlaufen."
Er: "Im nächsten Ort wäre ein Campingplatz."
Ich: "Oh. Das habe ich nicht gewusst. Fürs nächste Mal muss ich mir das unbedingt merken. Vielen Dank."
Liebe Grüße aus meinem Gehirn.

20. April 2025
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Kommentare
Das Biwak sieht sehr beeindruckend aus. Echt pfiffig.
Immer langsam unterwegs in der Natur und immer bei den Menschen. Wunderbar!