Gestern Abend hast du mich gefragt, wie das ist, immer Auf Wiedersehen zu sagen. Zu Menschen, die ich auf kurzer Zeit - éphémère sind die Begegnungen - intensiv und oft tief kennengelernt habe. - Zu Sehen gelernt. Es ist anders als einem lange geliebten Menschen für eine Zeit tschüss zu sagen und doch so ähnlich. Denn Auf Wiedersehen - im Deutschen wie im Französischen ist wie ein Versprechen, wenn du es von der Floskel gelöst sagst.
Wenn du jemandem winkst, den du auf kurz für lang ins Herz geschlossen hast und dir denkst Dich will ich wiedersehen, dann fällt das Gehen ganz leicht.


Adele und Gaeton haben mich zum Frühstück zu sich eingeladen. Bevor ich also meine Schuhe wieder festschnürre, mache ich mich auf zu den beiden, mit dem groben Bild einer Adresse im Kopf. Auf der Straße begegnet mir dann eine Frau mit zwei Hunden und sie erklärt mir den genauen Weg - einfach gerade aus & ein bisschen um die Ecke.
Der Tisch steht voll gedeckt mit frischen Sachen: eine Schale Obst mit vielen Zitrusfrüchten, Joghurt, einem noch warmen Porridge mit Curry und Kaffee für Gaeton und mich. In ihrer Wohnung sind viele Reisesouvenirs & ganz viel Leben ist neben diesen beiden Menschen hier Zuhause.
Natürlich gehe ich auch zu Gertrude und Mathieu, bevor ich wieder weitergehe. Erst als wir in der Küche sind, höre ich, dass er Klavier spielt. Ganz arg erinnert mich das an meine Uri und die Vertrautheit, die zwischen meinen Urgroßeltern auch jetzt noch ist. Lieber Uri, ich denk' an dich, weißt du. Es ist schön, dass du mit mir gehst.
"Ich bin ein großer Konsument von Taschentüchern", sagt Mathieu und ich muss lachen. Weil ich die Art mag, wie er sich ausdrückt; seine Worte wählt. Ein bisschen wie Beppo Straßenkehrer aus Momo. Von dem Glas Honig, das Gertrude Bruder - beziehungsweise die zu ihm gehörenden Bienen machten, zehre ich noch immer.










An dem Tag gehe ich nicht weit. Ich sehe ein paar Tiere und viele, viele Seen. Der Regen kommt wieder und mit Fribourg lasse ich dann auch die letzte meiner detaillierten Karten hinter mir. Nicht weit hinter dem Dorf ist ein kleines Chalet mit einer großen überdachten Veranda. Es gehört dem Bruder des Gärtners, der mir Wasser gab und er meinte, hier kann ich ohne Probleme bleiben. "N'hésitez pas.", hat er gesagt.
Kaum bin ich unter dem Dach, wird es so richtig nass. Schon am Nachmittag liege ich also in meinen Schlafsack gekuschelt unter meinem weit gespannten Tarp und beobachte, wie das Wasser in den See vor mir fällt. Wie es Kreise zieht - weiter und immer weiter. Höre dem Wind zu, der wild und mal weich um mich streift und schaue den Fischen beim Springen zu. Es ist, als tanzten sie mit den Regentropfen.
23. April 2025
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