Die Geräusche meiner Schuhe beim Hochheben und wieder aufsetzen lassen mich denken, ich wäre auf dem Weg zu einer Halik an der Nordsee. Auch der Wind spielt eine auszuzeichnende Rolle auf meiner Wanderung durch wattige Feld- und Wiesenwege.
Mein Ziel für den Tag: Einkaufen in Dieuze. Damit vor Augen, lasse ich mich von der Markierung rot-weiß führen.
In Assenoncourt macht mir eine Frau mit einem Neugeborenen auf dem Arm die Tür auf. Sie ist Tagesmutter und im ihrem Hausflur habe ich eine Sandbank im Meer des Regens.
Ich denke an den Busfahrer, der bestimmt dreimal an mir vorbeigefahren ist, bei meinem Spazieren am Rande der Straßen. Schon das erste Mal hat er mich so angestrahlt, als freute er sich über mein Unterwegs sein und seines Lebens.
In der Ferme d'Alteville geht es ganz wuselig zu. Es gibt ein kleines Lädchen, das mir von der Straße aus auffiel, in dem sie eigene Produkte verkaufen. Neugierig wie ich bin, schaue ich durch die Fenster und ein Herr mit dunklen Locken winkt mich freundlich herein. "Pour les marcheurs, j'en ai rien.", sagt er. Nur eine Wurst, die lehne ich aber dankend ab. Er macht mir einen Kaffee - schwarz mit einem Stückchen Zucker, das ich umrühre, indem ich leicht die Tasse schwenke. Die mit ihm arbeitenden und er schauen zwischendurch auf & lächeln zu mir herüber.



Im Wald vor Dieuze ist ein Vogelschauhaus aufgebaut - hier sind die Namen der Vögel, über die ich mich besonders gefreut habe.



Am Stadtrand kommt mir John entgegen. Er ist Holländer und hat auch einen großen Rucksack auf seinem Rücken. Leider sind wir in Gegensatzrichtung unterwegs, mit ihm wäre ich gerne ein Stückchen gegangen.
In einer Bäckerei in Dieuze ergattere ich ein Haferbrot und die charmante Frau hinter dem Tresen empfiehlt mir zum Nachtisch die Himbeertarte und da habe ich nicht groß versucht, zu widerstehen. Zwei Tische neben mir sitzt ein deutsches Rentnerpaar und sie erzählen mir, wie sie einmal in den Vogesen ein Brot mit einer wundervoll krossen, dunklen Kruste gekauft haben. Im Inneren war es dann genauso weiß wie ein Baguette. Ich fühle ihren Schmerz, ganz ehrlich: unser Brot fehlt mir sehr. :p

Nach dem Einkaufen sehe ich etwas weiter im Wald eine Gruppe junger Männer, die alle etwas zu alt für die Pfadfinder scheinen; auf den ersten Blick doch sehr wie welche wirkten. Sie trainieren für Guerilla, sagen sie. Hmm. Und ich kann mein Tarp nicht bei ihnen aufschlagen. Nach dem Kommentar zu dem Sinn ihres Hier Seins wollte ich das aber auch nicht mehr. Perfekt Tarp Spannen beherrschen sie allerdings. Nach Tipps frage ich trotzdem lieber einen freundlicherweise Haufen.
Es regnete übrigens immer noch und ich war ziemlich aufgeweicht. Im nächsten Dorf - Blanche-Église stolpere ich über eine Gite. Dank dem Bauer und seinem Sohn, die am Ortsausgang noch zu schaffen waren, kam ich auch dazu, ihr inneres zu sehen. Richtig lieb rief er für mich die Dame aus Marsal an, die extra kam und mir aufschloss.
Für das Ende des Tages bleibt mir das Bild im Kopf, wie Vater und Sohn auf niedrigen Fahrrädern winkend an mir vorbei - nach Hause fahren.
24. April 2025
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Kommentare
Und ich lese und stelle mir vor, wie du ständig Neues entdeckst. Schritt für Schritt buchstäblich den/deinen Horizont erweiterst und wächst wächst wächst. Und ich freue mich. Für dich und mich, weil ich hier ein kleines Bisschen mitgehen darf. Danke, Johanna, Hanni, Paloma - Faust und Mr. Bennett uvm. Herzensgrüße!
Très belle rencontre pour nous ce samedi 3 mai malgré des circonstances difficiles pour toi.
Nous espérons que ton doigt va mieux et va rapidement guérir.
Nous te souhaitons un bon voyage et espérons que tout se passera bien pour toi.
Profite bien, comme dirait R.L. Stevenson "l'important, ce n'est pas la destination, mais le voyage". J'ajouterais que ce sont les différentes rencontres humaines qui influencent nos choix futurs. Tu as été une belle rencontre pour nous.
Bon courage. Prends soin de toi.
Élodie, Joël, Sasha et Romane.