Die Waldgeister der Chapelle Saint Roch

Veröffentlicht am 7. Mai 2025 um 00:36

Ein Sprudelwasserkaffee ist der Preis für eine Nacht im Warmen. 

N'attends pas une belle journée, fait-là., übersetzt Sofie, die neben mir sitzt, frei aus Néerlandais. Wacht niet opeen goede dag, maak éen. 

Zwischen Blanche-Église und Marsal kommt mir die Frau im Auto entgegen, die mir die Tore öffnete in die Gite. Eine überdachte Nacht für 13,60€. 

Ich freue mich über den Hund vor den freundlich warmfarbigen Wäscheleinen und dass es ein wenig ist, als würde Coco mit mir laufen. 

In Marsal hängt wirklich nur das Ortsschild über Kopf, aber ich würde sagen, es handelt sich um ein taubenreiches Dörfchen und das bringt mich zum Schmunzeln. 
Durch das Stadttor und ich passiere viele angelegte Gärten und ich merke, wie mein Gehirn oft denkt: "Oh ja, das wäre ein Platz zum Schlafen; nur die Straße, die wär vielleicht ein bisschen nah. Aber es könnte gehen; ja. Ach. Warte, dort hinten, das ist doch eine Schafsweide - zu schade, da könnte man fabelhaft schlafen."

Da waren diese riesigen und weiten Rapsfelder. Das war ein bisschen wie das Meer und dann freut man sich, weil es so weit geht und es ist wirklich so gelb wie sich die Sonne anfühlt auf der Haut.
Vor Vic-sur-Seille saß ich bestimmt eine Stunde auf einer Bank im Grünen und schaute auf die Wolken, die mal dunkler und mal heller wurden und sich doch nicht entladeten und mir flüsterte ein Vogel aus dem fernen Odenwald von einem Ort um eine Kapelle. Am Waldesrand solle sie sich befinden. Viel Wiese und mitten im Nichts. Wie gerufen kam diese Aussicht, die mich doch zu später Stunde noch so einige schnelle Schrittes laufen ließ. Erst in Vic eintauchen und ich denke, hier ist es ehrlich schön - so ausgesucht schön. In dem Proxi dort ist die Verkäuferin supernett und voller großer Fragen. Neben den Schalen voll Obst und frischem Gemüse und den Regalen und schmalen Gängen ist da ein Zwerg. Ihre Mutter ruft sie Camille und sie erinnert mich an so viel, aber vor allem lässt sie mich innehalten und für ein paar Minuten bin ich einfach da. In dem Dreieck aus Verkäuferin, Mutter und mir, finden alle wieder den Blick zu der Zwergin, die eine Banane für sich gefunden hat und die sie seit geraumer Zeit mit sich trägt. Ach, was ist schon Zeit.

Ich versuche das, zu der Chapelle Saint Roche zu kommen. Ich versuche es wirklich sehr.
Noch mehr Bundesstraße an dem Abend, nein Danke! Durch den Wald, aaach, da werden schon Wege sein. Pustekuchen! Nix ist da. Allen Himmelsrichtungen nach und plötzlich macht auch der Kompass keinen Sinn mehr. Die Kapelle, war sie nun da oder dort?
Ich kämpf mich durch den Wald, und wieder muss ich an den Förster denken, dem ich gerade jetzt auf keinen Fall begegnen will. Werde ich nicht. Aber was wenn doch? Diesmal habe ich keine Erklärung. Beinahe wäre ich einfach dort geblieben im Wald; hätte mich auf einen umgefallenen Baum gelegt und hätte dort geschlafen. Nur. Wildschweinspuren waren wirklich überall. Und noch hatte ich es nicht aufgegeben, noch anzukommen, bei Saint Roch. Nun. Auch Wege sind nur Wege; müssen sie dich doch auch wohin bringen vermögen.

Die Befreiung. Raus aus dem Unterholz, raus aus dem Wald für heute - morgen liebe ich dich wieder - und weiter über die Wiese.

Nichtsahnend lande ich mitten auf einer nicht bestandenen Kuhweide und beinahe wäre ich hinüber - über den Zaun - auf jene gewechselt, wo tatsächlich welche standen.

Der Tag war lang und immer länger und auch im Wohnwagenviertel ist kein Ende. Doch da. Ein Licht, ich glaub es nicht. Es ist Sophies Bauernhof. Erst einmal für mich nur einer. Dem ich mich nähere und dabei Hundebellen lauter wird und ich sehe, wie vor den Treppen zur Eingangstüre zweie stehen. Zu ihnen gehe ich und frage, ob ich mein Tarp bei ihnen aufschlagen kann. Die Hunde bellen noch immer und so öffnet Sophie eine Seitentür des Hauses zur Wäschekammer und es ist warm hier drinnen.

 

25. April 2025


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.