Tage, die eine besondere Kraft haben; in denen eine Menge verborgen liegt, verraten dir nicht gleich an ihrem Anfang, dass sie solche sind.
Ein langer, langsamer Morgen - meine Zeit geht sich ineinander über und die Wiese unterhalb Grémecys ist mir ein ruhiger, Kraft spendender Schlafplatz gewesen.
Mittags wird es wieder richtig warm und als ich in Attiloncourt ankomme, habe ich all mein Wasser leer getrunken.
Ich laufe mit der Sonne, der Zuversicht und etwas Wind im Nacken und genau so begegne ich Gerald bei der Gartenarbeit, der mich in so vielen Facetten an unserem Gret erinnert.
Ich hatte nicht mehr viel zu Essen - mein Brot war leer und ich hatte mich verschätzt und Gerald, der liebevoller Vater ist und einen Bordercolli hat, war der Mensch, der mich genau in dem Moment mit vollem Herzen beschenkte.
Dieses Buch, in das ich schreibe hier, das ist von ihm. Weil die Worte so viel besser fließen, wenn sie aus dem Stift ins Papier gerollt kommen. Ich fragte ihn nach Papier und er gab mir all das hier. Es fängt meine Worte und es ist, als wäre da ein Bach, dieses Buch, das mal das seine war.
Er beschenkte mich mit Brot und mit Wasser und mit Obst aus seinem Garten. Ich erzähle ihm von Gaetons Bäumen und das er Geralds Begeisterung für die Bäume teilt. Sein Bruder macht auch Musik, er spielt Gitarre. Das Leben ist so wundervoll rund, nicht wahr?
Natalie, die Frau seines Sohnes wohnt in Nancy; sie bietet mir an, mich mitzunehmen mit dem Auto ein Stück - ich bleibe aber bei meinen Füßen. - Zumindest für diesen Tag. Und, nur so konnte ich am Abend auch ankommen in Amance, im Dreikerzenschein:) .






Vor Brin-sur-Seille trockne ich mein Tarp vom Morgentau und stärke mich mit Geralds Gaben.
Im Ort treffe ich zwei Damen dann - Ivette und Francoise. Sie sind Schwestern und wohnen beide in Brin. Sie gehen ein Stück mit mir in den Wald und am Étang de Brin vorbei und wir sehen Menschen, die Maiglöckchen gepflückt haben und Ivette geht auch welche suchen. Muguel auf Französisch. Sie erklären mir, dass sie Glück bringen sollen, diese Blumen und dass die Blätter, wenn sie auch dem Bärlauch so ähnlich sehen, keinesfalls essbar sind. An der Stelle muss ich sagen, dass ich eindeutig zu lange gebraucht habe, zu verstehen, dass Muguel Maiglöckchen sind.
Amance soll unglaublich schön sein, sagen die beiden Frauen und dieser Ausblick lässt mich in Vorfreude die letzte Etappe des Tages laufen.










Das sind Mia-Blumen. Sie wollen gesehen werden. :)


Ich glaube, das Licht ist hier Zuhause in dem Dorf, das sich Amance nennt. Licht, das ist ein stetiges Spiel mit dem Schatten. Hier, da leben Menschen, die kennen das Licht. Ich mag fast sagen, es kommt aus ihnen heraus. - Weil sie sich seiner Anwesenheit bewusst sind.
Francis, Chantal und Marie-Reine begegne ich als sie auf dem Heimweg von einem Konzert sind. Aus dem Auto heraus spricht Francis mich an, während er parkt und ich die Straße hinunterlaufe. Im zweiten Satz schon fast, lädt er mich ein, mit sich zu kommen, mit ihnen eine Suppe zu essen. Chantal kommt auch mit - sie ist Journalistin von Beruf! - und gemeinsam sind wir Gäste des Paares, dessen Wurzeln wirklich tief gehen.
Die Suppe mit Gemüse aus dem Garten sieht verziert mit Sojasoßentropfen wie ein Kunstwerk aus. Es gibt so viel zu Essen, aber vor allem Gespräch dazu. Wenn ich zurückdenke, kommt mir die Ananas besonders in den Sinn, die wir uns zum Nachtisch teilten.
Francis, der "ein Schüler des Lebens" ist und immer Arzt oder Schafhüter werden wollte; jetzt Arzt ist und verdammt gute Fragen stellen kann. "Qui veut aller loin, ménage sa monture", habe ich von ihm gelernt. Ich denke daran, wie wir zu zweit zu euch laufen, während Marie und Chantal im Auto fahren. Ich denke, dass ich dich direkt gemocht habe und ich weiß, erklärende Worte dafür habe ich nicht. Manches geht weiter als ein Wort kann. Vielleicht ist es wie das Überqueren des Styx mit dem Sagen mancher Dinge. Manches bleibt einfach ohne Worte. Manchmal wissen wir, aber wissen nicht zu sagen und ein anderes Mal haben wir um des nicht Wissens große Worte.





Im Schein der drei roten Kerzen, die Marie-Reine holte als der Abend dunkler und die Sterne näher als fern waren, zerteiltest du, Francis, die Ananas für uns vier.
Wir sprachen über Dieu und die Liebe. Was sie eigentlich ist und warum Gott immer da ist, wenn Menschen in Liebe versammelt sind.
Ich habe euch die Geschichte der Begegnung in der Hütte von William Paul Young frei à la paloma erzählt. Als die Kerzen schienen. Von dem Mädchen, das hinter dem Wasserfall stand und dem Vater, der seine Tochter noch einmal sehen konnte. Dem die Entscheidung überlassen wurde, zu ihr zu gehen und zu gehen oder zurückzugehen zu den anderen seinen. Dass für sie Zeit keine Rolle spielte und wenn auch sie ihn nicht sehen konnte, seine Präsenz auf der anderen Seite doch sehr spürte.
Etwas danach hast du, Francis, gesagt, dass du ein "père touché" bist. Ein berührter; von dieser Erfahrung vom Leben gestreift.
Und ihr erzählt mir von Bénédicte, eurer Tochter. Wie sie euch stärkt, jeden Tag, weil du weißt, Marie-Reine, sie lacht mit dir. Weil sie eure Tochter ist.
Manches kann man nicht verstehen und auch nicht in Worte fassen und ich weiß, ich werde es nicht versuchen. Was es ist, das kommt; in Wellen oder mit Lichtgeschwindigkeit, was einen zerreißt, am Boden, am Grund wartet immer die Liebe. Denn sie ist, was bleibt. Dir. Und für sie.
Danke, Marie-Reine, dass du mich mitnahmst, eure Kirche zu schließen. Dass du mich teilhaben ließt an deinem Gebet, das mich berührte wie ich nicht wusste berührt werden zu können, als ich da stand neben dir.




Das sind die Lichter Nancys - der Banlieue und die Vogesen sind kaum noch zu sehen.
27. April 2025
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