Holzspäne und Oberlicht

Veröffentlicht am 8. Mai 2025 um 23:06

Amance am Morgen ist noch genauso warm wie am Abend. Francis, Marie-Reine und ich frühstücken zusammen. Mein Ei esse ich wie Francis - es kommt von den eigenen Hühnern - mit Brot und Gewürz, einfach so. Das war was. Einmal gegen alle Regeln der Gewohnheit. 

Ich bleibe noch ein bisschen sitzen und ab und an kommt Francis aus der Praxis runter, die Treppe gerannt wie der Wind so geschwind. 

Als ich mich verabschiede und wir sagen, dass wir hoffen, uns wieder zu sehen, wusste ich noch nicht, wie bald. Zumindest Marie:). - In tiefster innerer Ruhe und dem Gefühl "Jetzt geht es weiter" laufe ich an der Kirche vorbei, aus dem Ort heraus und dem nächsten entgegen. Da, nach einer Weile dann geht der Weg etwas schräg und meine Hände greifen nach vorne. Aber da ist nichts. 

Die Stöcke!! ...uund nochmal zurück. 

 

Siehst du diesen kleinen Wohnwagen? So einen wünsch ich mir mal auch sehr. Aber mit dem hier, da könnte man bestimmt fantastisch mit nach Schweden fahren..

Schau mal, Karli. Ein echter Fuchsweg und keiner, der sich als Kussweg tarnt.

Dieser Weg. Im Wald zwischen Amanty und Custines, das war eine meiner liebsten Strecken. So viel lebende Ruhe. 

Ganz klar Pfädchen, die zuvor von Pferden begangen wurden und manchmal nicht ausgelegt waren für einen hochberucksackten Menschen. Aber genau das macht es so schön. Man verlangsamt die Schritte. Denn auch wenn das Vorankommen fließend geht und ich der Tage merke, wie viel Kraft ich habe und alles doch in Wellen kommt, geht es dem Fluss doch auch ums Fließen. Genau so versuche ich zu genießen. 

Mir begegnen 2×2 Holländer und ein Paar mit Hund, die alle auch dem GR 5 folgen - in der anderen Richtung. 

 

& manchmal muss man einfach sitzen (im Wald). Ohne weiteren Grund, und hinaufschauen und ein wenig bleiben.

Für meine Mittagspause fand ich einen ganz besonderen Platz: einen Hochsitz der Mountainbiker; neu erbaut, wie ich erfuhr und oben angekommen, hatte ich eine Premiumsicht zu genießen und immer wieder kam jemand vorbei. Biker kamen keine hoch, aber einer dafür dreimal vorbei. 

In Custines gab sich die Gelegenheit, einkaufen zu gehen und Wasser aufzufüllen, bevor ich für die letzte Etappe des Tages noch einmal in den Wald eintauchte. 

Liverdun!!

Dann doch etwas kaputtinski erreichte ich um kurz nach acht den Campingplatz und ganz ehrlich: als ich an der Bar dort meinen Rucksack abstellte, für kurz dachte ich, ich fliege. Dieser erste Moment. Wenn alles leicht ist und die Füße im Gefühl etwas ihrer Erdanziehung verlieren. 

Die Frau an der Bar, die mich eincheckt und ihren ersten Tag dort hat, ist verdammt gut in dem, was sie tut. Sie macht mir eine französische Apfelshorle und die Küche zaubert noch einen Falaffelburger, den ich mit an meinen Platz nehme und dort mit Humus und der Shorle zur Hand genüsslich verzehre. 

Fast einen Monat bin ich unterwegs. So überschlage ich ein bisschen  Toul, das macht in etwa ¼ meines gesamten Weges aus. Ich liebe das ja so, wenn es rund ist und wäre ich am Ende des ersten Monats in Toul, das wäre perfekt. So entschließe ich mich also bei meinem Abendessen deluxe, am Folgetag einmal zu Ruhen. 

 

28. April 2025


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Kommentare

Bernd - Neunkirchen
Vor 2 Monate

Liebe Johanna,
kürzlich bekam ich Zugang zu deinem Blog - und vereinzelt besuchte ich dich auch schon. Doch ab heute möchte ich regelmäßig auf deiner Abenteuertour dabei sein - und dich hin und wieder mit einer kleinen Botschaft begleiten - und oft gewiss mit Gedanken.
Dein Tour, deine Bilder und Berichte, entfachen in mir meine uralte und ureigene Sehnsucht nach Wanderschaft - einfach nur Wanderschaft - warum auch immer. Ich bin mehr als zwei Jahre älter :-) doch, deinem Beispiel folgend, werde ich dieses Jahr wieder beginnen, zu wandern - ziellos auf ein Ziel hin zu wandern.
Ich freue mich, dass du uns alle mitnimmst ...
Bis bald wieder - liebe Grüße aus Neunkirchen, sendet dir Bernd