1. Mai!!

Veröffentlicht am 11. Mai 2025 um 01:00

Ich wache auf in dem Garten von Jess und Fatoux, mitten in Toul und ich glaube, lange habe ich nicht mehr so fantastisch geschlafen. Unter dem Baum mit der Hobbittür; ohne Tarp, denn die Nacht verhieß Klarheit. In dem kleinen Paradies dieser zwei so herzlichen Menschen habe ich wie verrückt geträumt.

Ich glaube, Peter, die Sache mit dem Träumen unterwegs ist so, dass sie noch viel mehr spiegeln, was innen passiert und auch, wie mein Gefühl für Sicherheit ist. Hier war jedenfalls alles ganz ruhig, da war so viel Raum, dass dieser Drache, er ist einfach eingeschlüpft. Ich glaube, im Traum wurde er mir geschenkt. Ich frage mich, ob die Person, die ihn mir gab, sich bewusst war über die Freude, die in mir entwurzelt wurde als das großflügelige kleine Wesen auf dem Platz zwischen Schulter und Halskuhle bei mir einzog. 

Um kurz nach acht streckt Jess ihren Kopf aus dem Fenster im Salon und fragt mich, ob ich gut geschlafen habe. Sie haben ein Frühstück vorbereitet - à la française - und die von Fatoux gemachte Mirabellenmarmelade lieb ich ganz besonders. Ich habe ganz vergessen, dass das getoastete Baguette in Frankreich oft direkt vom Tisch gegessen wird - das ließ mich gleich wieder an meinen ersten Austausch denken und mein erstmaliges Staunen darüber. Sie probieren meine Hafermilch und ich glaube, sie mögen sie :). Das freut mich umso mehr, weil es ist die, die du immer hast. 

Beide begleiten mich zum Tor - wie wir hereinkamen, durch den Garten wieder heraus und das fühlt sich so richtig rund an. Einander im Arm haltend, stehen sie an der Pforte und ich freue mich so über den Lichtpunkt, den die beiden sind. Mit ihrer kleinen Insel und dem, was sie täglich geben. 

Ein Monat unterwegs. 

Toul kommt recht schnell hinter mich, an vielen Ecken werden Blumen verkauft und dann ist da dieser Brunnen in der Stadt, um den herum all das Leben spielt. Ich biege ein in die Rue de la Jehanne d'Arc und plötzlich ist da dieses Tor und ich denke, es ist so klein, das kann doch nicht sein. Doch. Das war das Stadttor Touls; das ehemalige, das namentlich ihr gewidmet ist. In meiner Fantasie war es riesen, riesengroß. Dieses Bild und die Möglichkeit dazu lasse ich dir wie auch mir. 

Am Rande von Toul stehen Pferde und eine Frau, die gerade neben ihrem Pferd auf der Wiese steht und es putzt, erzählt mir von anderen Wanderern, die mit Pferden vorbeikamen. Auf zwei Wiesen weiter neben dem Wasserloch sind sie geblieben.

In Choloy-Ménillot ist eine Bushaltestelle neben einem Baguette Automaten. Ihr Dach ist mir ein Schattenplatz in der doch starken Mittagssonne und ich beobachte all die Menschen, die in der Stunde, die ich dort sitze vorbeikommen für ein Baguette für 1,20€. Mit dem Auto oder zu Fuß und ich sitze da und esse mein Müsli mit Apfel.

Christine tauscht Wasser für Brot mit mir und ich hoffe sehr, dass ihr Hund Opéra bald wieder mehr sieht.

Kurz bevor die Wiesen und Waelder mich wieder in den Arm nehmen, kommt ihnen eine Frau zuvor. Ihr Name ist Patricia und ihre Präsenz, ihre Worte und die Bank vor ihrem Haus - die dunkelgrüne Farbe blättert langsam ab - sind ein langer und sehr warmer Embrace.

Es ist der erste Mai und sie will Maiglöckchen - Muguel - sammeln gehen und ihr Weg ginge auch, wie der meine, in Richtung Ringny-la-Salle durch den Wald. Auf der Bank vor ihrem Haus warte ich auf sie und sie kocht mir einen Kaffee und legt ein Stückchen Kuchen dazu. Dort, auf dieser Bank saß ich, als ich deinen Brief lass. Der Moment ist genau der richtige und jedes Wort trifft mich an der richtigen Stelle. Kaum jemand berührt mich wie du und ich will, dass du niemals damit aufhörst.

Patricia kommt wieder und ich sitze da, auf ihrer Bank vor ihrem Haus und bin so berührt. Und ich glaube, für den Moment hätte es niemanden gegeben, der meinem geöffneten Haus so begegnen konnte wie sie es tat. Meine inneren Fenster und Türen blieben offen, auch weiter als sie und ich durch den Wald liefen und uns unterhielten. Ich war berührt wie als hätte ich die Wolken gestreift und Sonnenfäden zögen sich durch meine Haut. Genau so konnte ich sein als wir gemeinsam liefen - wie ich war mit allem, das war.

Er ist richtig, dein Weg. Im Angesicht allem, was könnte, ist gut, was ist, solange du bei dir bist. Doucement - behutsam, langsam. Stück für Stück. Sanft.

Patricia kennt einen schönen Platz zum Zelt aufschlagen. Es ist der Grenzpunkt der Meurtel und der Mosel und lange singen die Vögel auch abends noch. Ein Konzert des Waldes.

Ein Selbst gehört gepflegt wie die Blume des kleinen Prinzen, denn im Grunde bist du seine Blume. Du kannst er sein und seine Rose, die er so innig liebt und mit jedem Tropfen Wasser, den er ihr gibt, mit jeder Aufmerksamkeit, da wächst seine Liebe für sie weiter. Sein Herz wird größer, weil es liebt.

 

01. Mai 2025


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Kommentare

Catalina
Vor 2 Monate

Ich freue mich schon auf die nächsten Blogeinträge!!!

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