La grande tempête - Die große Trompete

Veröffentlicht am 14. Mai 2025 um 22:23

Während ich noch gemütlich unter meinem Tarpdach schlummere, ist Christian längst auf. Seit 6 Uhr. Schon im Wald unterwegs; Pilze sammeln und ein wenig spazieren. Als er aufstand, öffnete ich zum ersten Mal meine Augen - es ist dann, wenn die Vögel anfangen, ihr Lied anzustimmen und der Tag beginnt. Christian sagt, er liebt die frühen Morgende - vor allem, weil die Zecken dann noch nicht aktiv sind. 

Gegen acht Uhr räckele und strecke ich mich dann und Pascal kommt vorbei; klopft quasi an meine Haustür an und sagt mir guten Morgen. Mit den beiden trinke ich noch einen Kaffee in ihrer Küche, bevor ich gehe und dank der beiden, nehme ich den kürzeren Weg nach Gondrecourt-le-Chateau

Einmal durch den Wald queren und die Kilometer bis Gondrecourt fliegen nur so an mir vorbei. 

Hier: das ist der richtige Weg von der Ferme de Toulon zur Stadt. Manchmal braucht man einfach jemand, der da steht, am Wegesrand, wenn man geht und der einem weist, den richtigen Weg.

In Gérauvillers dann machte ich eine Begegnung mit einem kleinen Hund an einem Gartenzaun. Die erste Geige setzt ein. Was bringt es, Angst zu haben. Der Weg geht weiter, kontinuierlich: weiter, immer weiter. 

Bis Gondrecourt gehe ich. Den Finger hoch erhoben. An der Strasse entlang, weil das ist der kürzeste Weg. 1 ½ Stunden und Lottie erzählt mir Geschichten. Die Celli setzen ein. 

Da ist der Supermarkt und zack; zack zack funktioniere ich. Alles, was ich brauche in den Wagen. Nur Hafermilch gibt es nicht - dafür aber Joghurt im Zweierpack, YESSS. 

Draußen, vor dem Supermarkt rangiere ich alle Sachen in meinen Rucksack - er wächst fast bis zum Himmel. Eine Familie kommt heraus. Es sind Élodie, Joël, Sasha und Romane. Ich frage sie, ob sie mir helfen können. Dass ich von einem Hund gebissen wurde. Sie nehmen mich in ihren Kreis und für einen Moment wird alles still.

Joël ist Apotheker, er verarztet meine Wunde und hilft mir, einen Arzt zu finden. In Vaucouleur ist einer - Dr. Blanchard, der mich auch an einem Samstag Nachmittag sehen will. 

Die Familie, die auftauchte als ich am dringendsten eine brauchte, nimmt mich in ihrem Auto mit. Sie fahren mich zum Arzt und Joël hilft mir, in der Apotheke alles zu finden, was ich brauche. Für die Bandage und Antibiotika zur Sicherheit. 

Es gibt Tage; Stunden, es gibt Momente, in denen kommen wir alleine nicht weiter. Wenn es eines ist, dass ich lerne auf dieser Reise und vor allem mit diesem Samstag, dann ist es das Fragen nach Hilfe. 

Mourad frage ich auch. Er ist am Müll rausbringen und ich steh im Regen - er bittet mich rein. Im Hausflur stehe ich mit meinem großen Rucksack und er ruft um die Ecke nach Samia. Sie geht mit mir hoch, auf die Couch und in ihrer Gegenwart komme ich ein bisschen runter. Es ist, wenn du deine Füße wieder spürst, merkst du erst, dass du sie länger nicht bemerkt hast. Die Sofalehne im Rücken und manchmal muss ich noch ein bisschen zittern. Das ist der Schock - gefangen in meinem Körper, weil ich ja weiterlaufen musste. 

Es ist auf dem Sofa des Vintage liebhabendem Paar, dass ich zum ersten Mal tatsächlich etwas spüre an dem Finger. Während ich nun also drinnen ruhiger werde, baut sich draußen der Strum auf. "La grande tempête", wie Loulou am nächsten Tag sagen wird. Hagelkörner sausen auf den Asphaltboden, starker Wind peitscht die Bäume im Garten und sicher auch im Wald umher. Es grollt, es blitzt und es donnert. Und ich bin drinnen, im Warmen. Esse Samias Risotto und Humos, Brot, Gemüse und diesen Schokopudding, haach. chmal 

Manchmal gibt es einfach nicht viel zu sagen und es gewittert einfach. Ich schlafe ein, bis zur Nasenspitze eingekuschelt im Bett ihrer Tochter; die Geige spielt leise im Hintergrund und wenn du ganz genau hinhörst, kannst du auch leise Trompetentöne vernehmen in der Ferne.

 

03. Mai 2025


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Kommentare

Mathias
Vor 2 Monate

Konzerte des Lebens sind manchmal sehr aufregend, auch die schrägen Töne gehören nun dazu. Aber so etwas bremst eine Jeanne d'Arc nicht 😄

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