Es gibt Tage, da passiert einfach nicht viel. Aber genau sie sind es, die ich brauch. Ab und an einmal. Ob wegen des Fingers oder fürs innen ankommen. Der fünfte Mai beginnt mit einem phänomenalen Frühstück, und der Kaffee ist besonders gut. Aus den großen Tassen ohne Henkel, die ich erst für eine Müslischüssel hielt, bis ich mich erinnerte.
La guerre, c'est le massacre de pauvre gens qui ne se connaissent pas au profit de gens qui se connaissent, mais se massacrent pas.
- Paul Valery.
Es ist Julien, der das sagt. Es ist Mittwoch Abend und wir sitzen noch zu dritt am Tisch; Claire, Camille und ich. Julien steht neben uns in der Küche und kocht Lauch aus dem Garten ein. Weil ich schöne Sätze sammele und weil wir über den 8. Mai sprachen. Warum Antoine de Saint Éxuperie starb und wie Kriege anfangen; wenn wir doch gerade noch am Ende stehen.




Ich bin Autorin. Ich muss mir nichts beweisen, ich weiß das. Und stehe doch in wortloser Sprachlosigkeit in einem Fluss aus Gefühl, und Wasser fällt, plätschert, strömt.
Meine Kopfschmerzen sitzen im Nacken, Sofie sagt, das ist der Stress. Welcher Stress? Am Samstag wurde ich von einem Hund gebissen. Vielleicht daher? Vielleicht ist das, was geblieben ist neben der weißen Bandage mit dem Mandarinenfleck an meinem rechten Zeigefinger? Das, was ich doch wieder drinnen eingeschlossen hab, was Samstag zwischen dem Tag immer wieder hervor kam. Meine Ohren fühlen sich komisch an, warm, da ist ein Stechen. Jetzt sitze ich draußen, auf den Stufen des Nachbarhauses und ich frag mich ehrlich: was werde ich tun? Noch immer ist mir schwummerig zumute, "J'ai perdu mon équilibre", aber wann stand ich je gerade?
Ich war immer am Fliegen oder umfallen - beide stehen doch so nah beieinander.
Ich weiß es nicht.
Ich will nicht heimkehren, aber die Kraft zum Weitergehen fehlt mir weiterhin.
Ich weiß es nicht.
Auch das gehört dazu.
Mal verloren zu sein - um (sich) wiederzufinden.

Und manchmal muss man bleiben.
Manchmal ist genau das, was man braucht. Oder es sind die Menschen, die dort sind. Die du auch nur in der Intensität ins Herz schließen kannst, wenn du bleibst. Die nur so dich berühren; was in dir bewegen können, weil du bleibst.
Manchmal muss man bleiben.
Und ich blieb.
Ja, ich glaube es stimmt. Manchmal ist das alles, was es braucht.

Hier ist der erste Verband, den ich mir selber band.


Abends, am fünften kommen Claire und Sofie kurz bei mir vorbei. Sie hat eine Heizdecke dabei, die sie mir ausleiht. Vielleicht hilft das beim Entspannen, meint sie und genau da, in dem Moment, in dem die beiden mich auffangen; vielleicht, ohne es zu wissen, da löst sich etwas in mir. Sofie sagt: "Morgen isst du bei uns zu Mittag". - und da war ich. Süßkartoffeln hat sie gemacht, mit Schafskäse fein im Ofen überbacken, einen Lauchauflauf und dazu Reis. Egal, wann ich zurückdenke daran, mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Hier erzählt Camille mir zum ersten Mal richtig viel und ich liebe es, ihr zuzuhören.


& das hier ist das Rezept der Kekse, die Claire mit ihrer Freundin backte und von denen sie mir gleich am Abend zwei zum Nachtisch schenkte. :)

05. & 06. Mai 2025
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