7. Mai

Veröffentlicht am 20. Mai 2025 um 00:09

Mein Körper fühlt sich sicher, hier. Das merke ich daran, wie ich mich tiefer in die Bettdecken kuschele, wie ich nicht aufstehen möchte, weil ich weiß, dann bin ich näher dran, Auf Wiedersehen zu sagen. 

In diesen Räumen, in denen ich nun drei Nächte verbrachte, finden sich viele Geschichten - Szenen, die noch im Geboren werden liegen. 

Maxey-sur-Vaises Menschen und vor allem Sofies Familie sind wie ein Hafen, ein Steg in einer Bucht und es ist fast windstill.

"Du bist sicher hier", sagen mir meine Füße und mit jedem gefühlten Gefühl, lass ich ein wenig mehr los. - Was mich festhielt. Und mein Krampf im Nacken wird weniger und weniger. 

Gleich; bald - heute geht es weiter. Ich muss mir nicht immer sagen, dass es gut ist. Es darf auch mal einfach schwer sein, zu gehen. 

Lachen mit Camille und Lernen mit Claire, lange Sprechen mit Sofie, am liebsten stundenlang und Juliens Ideen zu Perspektiven lauschen.

Ein Caillou, ein kleiner lachender Stein für die Reise. Sofie hat ihn gemacht und jetzt habe ich meinen eigenen kleinen Gartenzwerg und am allerbesten: ich reise mit ihm. Amélie, ich bin dir auf der Spur! Heute geht es los und meine Nase sagt, Paris entgegen. Ja, erst südwestlich: Mussy-sur-Seine anpeilend, aber dennoch. Ich höre es schon fast, das Leben Paris', das nach mir ruft.

Es ist dieser Ort, der mir hilft, eine Entscheidung zu treffen. Sofie und ich stehen dort und ich sehe die Sonne mit dem Grün spielen, das eins geworden ist mit den Grabsteinen, die schon lange, lange hier sind. Diese Orte, die dich zu dir rufen und bist du dort, die Ideen, sie kommen zu dir von allen Seiten. 

Der erste Monat, das war eine Suche nach einem Ich, das auf eine Weise ich längst gefunden hatte und eine Auseinandersetzung mit der stetig wachsenden Distanz. Jetzt wohne ich in Akzeptanz. 

Der zweite Monat - zu einem Drittel stehe ich in ihm - zeigt sich nun in Form eines Tunnels, eines Bahnübergangs, wo das Licht von allen Seiten kommt und ich sammele und sammele immer weiter für meine Geschichten. Jetzt fängt sie richtig an, meine Autorinnenreise. - Ich stehe knietief drin und alles bleibt zugleich eine Reise zu und mit dem Ich. 

Die drei Sterne kommen aus der Erde. Bei Colline de Sion sind sie zu finden und die Menschen kommen in großer Zahl dort her, um wie nach Gold auf dem Boden nach ihnen zu suchen. Jess hat sie mir geschenkt. Ich habe sie ganz nah bei mir gehalten.

Beim letzten Frühstück bei Danielle kamen Sofie und Camillie die Treppe zu mir und für ihren Stein - den lachenden - gab ich ihnen zwei der meinen. Einen für Camillie und einen für Claire. Siehst du, Jess. Dein Glück wird immer weiter getragen. Ich danke dir so, so sehr dafür. Der dritte bleibt bei mir und auch jetzt muss ich mit einem Lächeln daran denken, wie Camillie sie "les étoiles du bonheur" genannt hat. Wie sie das gesagt hat.

Ich wünschte, das hättest du gesehen, Jess. Diesen Ausdruck in ihrem Gesicht.

Vor Amanty war ein Bauer, der anhielt, um mir zu sagen, dass es oben im Dorf Brunnen mit Trinkwasser gibt. So thoughtfull und herzlich. 

Claire und Camille begleiten mich zum Ortsausgang und die vier- & fünfblättrigen Kleeblaetter sind von Camille. - Glück für den Weg. 

Mit dem "Gondrecourt" - Plakat plane ich, mich ein Stück mitnehmen zu lassen (alle Schritte bis Gondrecourt sind de plus), aber eigentlich bin ich viel zu ungeduldig, lange auf einem Platz stehen zu bleiben und meine Musik zieht mich weiter nach vorn. Etwa 4km vor der Stadt, sehe ich eine gute Haltebucht und ich denke mir, "Na gut, ich versuche es einfach mal" - weil ich auch gerne probieren will, per Anhalter zu fahren. Es sind nur ein Lkw und ein Auto, die vorbeifahren und ich wechsele die Strassenseiten und gehe weiter zu Fuß. Als mir das Auto von gerade eben auf der anderen Seite entgegenkommt & bei mir hält. Es ist Virgile, der mich gesehen hat und er sagt, als er vorbeifuhr, dachte er sich "Mince" und hat eine Retour gemacht, um mich mitzunehmen. 

Ein kurzes, aber superfreundliches Gespräch später bin ich da, Holla, hopp. 

In Gondrecourt gehe ich ein wenig einkaufen - hier gibt es diesen verboten guten Blaubeerjoghurt und so viele freundliche Gesichter im Carrefour. 

Danach suche ich einen Garten für die Nacht, das stellt sich als nicht allzu leicht heraus. Bei Lorent und Valerie finde ich jedoch erstmal einen Platz, wo ich in Ruhe meinen Verband wecheln kann und die siebenjährige ist ganz aufgeregt, weil in der Nacht um Drei Uhr wird es für die Familie übers Wochenende in den Urlaub gehen. 

Das ist der Blick einer Autorin, die gerade eine zündende Idee hatte.

Achtung, leicht zu verwechseln mit dem tatsächlichen Wegzeichen. Aber wir sind sogar wirklich richtig. :p

Heute sind die Vögel wild. Der Wind trägt sie. 

Zwischen Gartenzaun und Friedhofsmauer und mit Blick auf die Kirche, die gerne und hell ihre Glocken schlagen lässt, schlage ich dann mein Nachtlager auf. Manchmal sind es die kleinen Schritte; derer du bedarfst, um anderswo großschrittig vorann zu kommen. Ohne den Stress, ohne dass was zieht; einach, weil du mal bleibst.

 

07. Mai 2025


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Kommentare

Doris Eckerlein
Vor 2 Monate

Liebe Johanna,
Wie wunderschön sich Deine Texte lesen! Freu mich sehr auf die nächsten!
Gute Reise,mutige Frau!

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