Das Versprechen der grünen Tür

Veröffentlicht am 21. Mai 2025 um 23:32

An diesem Tag begegnete mir eine Tür. Grün war sie. Es war, als wisperte sie zu mir "Du wirst einen Schlafplatz finden, du wirst schon sehen. - Und was für einen!" Das war etwa eine Stunde, bevor ich durch diese andere grüne Tür schritt, die mich in ein Jägerheim einließ. Habrité für die Nacht, unter einem Dachfenster, das größer ist als meine beiden Zuhause zusammen. 

Wie das kam? 

Nun ja, erst einmal wachte ich auf zwischen Gemüse- & Kräutergartenzaun, Friedhofsmauern und mit dem Klingeln der Kirchenglocken in den Ohren. Die Sonne im Gesicht. Es ist einer dieser Tage, an denen du nicht voller Tatendrang aufspringst. Wenn du viel mehr dich lieber noch und nochmal umdrehst. Irgendwann stehst du auf und du lässt dir Zeit. Du denkst an den Kaffee, den du jetzt gerne, Oh! so gerne genießest. 

Nun. Es sind jene Tage, da stellt man fest, dass die letzten Tropfen Spiritus, die man noch zu haben gedachte, sich vom Wind haben forttragen lassen. Means: no coffee pour la paloma.

Auch verloren geglaubte Dinge finden sich zu gegebener Zeit wieder. :))

Hier ist der Esel, der laut i-Ah-end auf den Zaun und damit auf mich zugerannt kam. So holperdipolternd hat mich schon lange niemand mehr aus meiner schlechten Laune gerissen. Es war nicht so, als wäre sie danach wie magisch weg. Grummelig ist grummelig; trotzdem tut es derweil unheimlich gut, da herausgerissen zu werden. Eine Art, "Hey, das ist lächerlich, schlecht drauf zu sein" und dennoch zwingt das nicht zum Glücklich sein. Aber er brachte mich zum Lachen - trotz verdammt schlechter Laune. Und ich würde sagen, es tut ehrlich gut, sich rational bewusst zu sein, dass es Humbug ist, das Genervt sein. 

& die Kühe, die mir geschlagene fünf Minuten in siebenmägiger Ruhe zuhörten - in den verschiedensten Charakteren. Ach, tut das gut, ab und an einfach mal mit einer Herde Kühe zu reden. Nur zu empfehlen. Wenn man nicht gerade einen flatternden Regenschutz auf dem Rücken  hat, erweisen sie sich als ziemlich gute Zuhörer*innen.

- Sie sieht wirklich aus wie eine Person, oder wie eine Comicfigur. 

Bei Sarah und Florent...

Es ist der achte Mai - Feiertag in Frankreich. Beide sitzen mit zwei Freunden in der Sonne auf der Terrasse und ich komme vorbeispaziert. Ob ich meinen Verband bei ihnen auffrischen könnte, frage ich; den Finger hoch erhoben und irgendwie lande ich dann zwischen ihnen, um den runden Tisch zu Rhabarberkuchen und den Erzählungen zu keltischer Musik in der Bretagne und die Idee wächst in mir, noch ein wenig länger zu bleiben dort dann. Anfang August. On vera voir..

Sarahs Rezept für ihre Tarte au Rhabarbe sieht in ungefähr so aus: 

- Zuerst schneidest du deinen Rhabarber

- Du nimmst Drei Eier

- 1 Naturjoghurt oder Creme

- Zucker

Und für den Boden etwa 200g Mehl und 100g Butter. Die Butter fügst du in kleinen Flocken zu dem Mehl und du vermengst beides mit den Händen. Sobald du damit zufrieden bist, fügst du noch ca. 50cl Wasser hinzu. Wenn du keinen Messbecher Zuhause hast, orientiere dich bei der benötigten Wassermenge an einem halben Weissweinglas. Bon Apetit! :)

 

 

Rhabarber ist schon gut, aber 

Florent sagt, Mirabelle, c'est le fruit du soleil. Er liebt sie sehr. Gegen sie kommt nichts an. 

Am 9. August findet in Paimpol!! das Festival Chant de Marins statt. Das ist ein Festival für keltische Musik und Florent und Sarah werden auch dort sein, denn die Band eines Freundes spielt auch dort. The Celtic Tramps. Sie zeigen mir einen Clip und Fred springt einem wirklich ins Auge. Ich erzähle ihnen von dem Ziel meiner Reise und sie sagen, die Ile de Bréhat ist ein Augenheftpunkt in der Gegend. 

Die Kirche in Luméville-en-Ornois at mich sehr an jene aus der Erzählung von Ottfried Preußler zu der Glocke von Weihenstetten erinnert. :)

la port verte la première 

Dieses Bild leistete mir Gesellschaft auf Marie-Claude's Klo. Das hat mich denken lassen. Ich kann dir nicht genau sagen, woran. Dafür fehlen mir wie so oft die Worte. Aber weißt du, wenn ich nun sage, dies oder das hat mich jenes Denken lassen; was ich meine mit "denken", das hat sich verändert, seit ich gegangen bin. Diese Art zu denken mag ich sehr. Mit so viel Platz im Innen. Die Gedanken, sie kommen und gehen, aber ich bin nun mehr die Fährfrau und ich bin in Beobachtung des Flusses, der ich bin und allem, das mir und durch mich passiert. Und dann wieder. In anderen Momenten, wenn ich aktiv bin, ist das mehr und mehr weniger am Passieren dans mon intérieur; ich bin am Agieren. Das fühlt sich nun anders an. 

Mit Seeblick - ein ganzes Haus für die Hanni, in dem sonst eine ganze große Familie Platz hat. Ich bin so platt und einfach glücklich mit Brot. Wir bringen zuende, was wir angefangen haben, solange es uns noch gut tut. 

Ich seh die Sterne des Nachts von meiner Matratze aus in dem riesen Haus und ein bisschen gruselt es mir bei all den Hirschgeweihen, die im Treppenaufgang hängen. Und bei dem ausgestellten Hirschkopf, der mir direkt entgegenblickt. Ich versuche aber, mir zu sagen, der Kollege weiß, ich bin es nicht gewesen, der sein Leben nahm. Ein bisschen (sehr) beobachtet schlafe ich dennoch ein und freue mich des Morgens sehr über das alles berührende Licht, wenn ich aufwache.

 

08. Mai 2025


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Kommentare

Bernadette
Vor 2 Monate

Liebste Johanna,
abgestellt und wenig benutzt friste ich mein Dasein in einem Küchenkarusell, werde manchmal nach links und auch nach rechts gedreht, doch meißt darf das orangene Küchensieb oder meine Freundin die KRUPS 75 Kaffeemühle hinaus ans Licht und ich liege hier und träume vom fernen Frankreich und von der Wanderschaft, diese ich im Rucksack polternt sehr genossen hatte. Fühl dich gedrückt alte Kaffeemaus
In liebe deine einsame
Bernadette

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