Emilie's Chateau & das doppelte Kreuz von Colombey

Veröffentlicht am 5. Juni 2025 um 10:02

Wenn jemand stirbt, dann darf uns das erschüttern. Ich frage mich, wie das für einen Phönix ist - und jedes Mal wieder wird ihm das Geschenk der Natalität zuteil. Wir Menschen sind nicht wie diese Vögel und wünschen uns doch so sehnlichst, zu fliegen. Loslassen fällt uns schwer, aber wir lieben die Flammen. 

Wir sind ein einziger Widerspruch; und sind es doch nicht. Wir hängen an unserem Leben, und an dem unserer Lieben. Es loszulassen fällt uns, Oh so schwer. Was heißt das eigentlich, sich für immer zu verabschieden? Wie lange ist für immer? Und was ist, wenn danach doch was kommt? 

Wenn ich mich von jemandem verabschiede, dann sag' ich "Auf Wiedersehen"; sag ich das auch jemandem, in den Momenten, bevor er seine Augen schließt? - Was meine ich dann damit? Sag ich es primär für mich oder für den anderen? Muss ich daran glauben, wenn ich es sage oder steckt sowieso immer zumindest eine Priese Wahrheit - wenn nicht sogar etwas mehr - in jedem Wort, das ich spreche? 

Zwei Stunden, bevor er starb. Sah er jemanden, der wichtig war. Génerale Du Gaule. Jemand, der wichtig war. Wo fängt der Unterschied an? Was macht denn jemand aus, der wichtig war? Müssen es Geschichtsbücher sein, die deinen Namen in großen Lettern ins ich tragen - Straßen und Schulen und wichtige Monumente nach dir benannt; deine Geschichte weitertragen. 

Weil du wichtig warst. Wer bestimmt das? 

Émilie du Chatelet - "eine Geliebte Voltaires". Papperlapapp. Das Chateau de Cirey ist das ihre. Voltaire ist bei ihr untergekommen. Als er nirgendwo hin konnte. Aber natürlich ist es sein Name, der zuerst fällt. Weil er wichtig war. Wer bestimmt das? 

Sie war eine femme de lettres, eine Wissenschaftlerin, und, wenn du mich fragst, eine Poetin. Vor ein paar Jahren laß ich den Discour sur le Bonheur - "Die Rede vom Glück" von ihr, und habe es sehr geliebt. 

JeMANNd hat bestimmt, was wichtig ist und wer nicht. De Gaule sicherlich. Aber es gibt so viele Menschen, die wichtig sind, und die stehen meistens neben dem Licht.

C'est Estelle et moi avant mon départ. 

et Franck :)

Siehst du diese Wiese dort? 

Ich dachte auch erst nicht, dass mein Weg mich hier entlangführen würde. Aber es war der letzte wirkliche Tag auf den Spuren Jeanne d'Arcs - was hatte ich erwartet, ich Nase? Mais bien sûre - Natürlich :)) führte sie mich dieser Tage quer über Wiesen und durch die Wälder auf den schmalsten Pfaden, die mir zu Wählen möglich waren. 

Du musst denken wie Jeanne, hanni, hab ich mir gesagt und dann fand ich auch die Wege. Einmal richtig wild durch den Wald gehen und weich spülen sie meine Gedanken frei, diese wilden Winde. 

Es ist die Vertrautheit der Liebe, die meine besondere Zugewandtheit dem Kokos erklärt. Du bist der, dessen Augen leuchten, vernehmen deine Sinne den diesen Duft. Als Estelle so also mit Raffaello & Bounty getürmt in den Händen durch den Türspalt zu mir hereinkam, sagte ich natürlich Ja. Ich allein mochte ihn auch, aber seit ich dich kenne, habe ich eine Kokos-Affinität entwickelt, die mir so nicht bekannt war. So verspeise ich sie nun, Kugel für Kugel mit allergrößter Wonne. 

Hier, noch in der Ferne ragt es heraus, das doppelte Kreuz - Le croix de Lorraine. Das Ehrenkreuz, das aus dem Stein der Küste von Perros-Guire. Um die Ecke der Ile de Bréhat. Weil es der härteste aller Steine ist. 

Rechts, das ist Monsieur Piot, Walfried und ich haben ihn zusammen gefunden. 

Walfried traf ich - oder er mich? Neben der Bäckerei in Colombey-les-deux-Églises. "Pelegrin?", fragte er mich und ich antworte, "Nein, ich bin keine Pilgerin. Aber doch ein bisschen." Er aber läuft den Jakobsweg, und jetzt rat einer mal, wo er gestartet ist - letztes Jahr, als er die erste Etappe ging. In Köln!! Hach, ist das schön. 

Wir spazieren ein bisschen durchs Ort, erzählen ein wenig und laufen an Janines Herberge vorbei und schräg gegenüber vom Rathaus, neben dem Souveniergeschäft bleiben wir stehen. Die Tür ist angelehnt. Walfried meint, wir sollen klingeln, aber ich klopfe lieber. 

Am Ende ist es so, dass wir zu dritt an dem kleinen Tisch neben seinem Haus landen - dem Haus von Monsieur Piot. Und er erzählt uns, wie er noch ganz klein war als Charles de Gaulle hier herzog. Auch bevor er Präsident wurde, sah man ihn selten. Aber Sonntags, immer pünktlich zum Läuten der Kirchenglocken erschien er in einem seiner zahlreichen Autos mit seiner Frau vor der Kirche. Monsieur Piot erinnert sich, wie er mit den anderen Jungen dann immer an der Tür stand und sie sie gemeinsam aufhielten. Wie aufregend das war. 

 Er starb recht plötzlich, der Charles. Und so trug es sich zu, dass noch 2 Stunden vor seinem Scheiden aus diesem Leben er 15 Minuten mit Monsieur Piot sprach und der Brief, den er ihm noch schrieb, fand seinen Weg erst nach dessen Tod zu ihm. 

Der Ramen dieser Umstände hat etwas fürwahr poetisches. Wie auch mein Platz für die Nacht, auf dem Bauernhof der Familie und immer fühl ich mich wohl, wenn Kühe nicht weit sind. 

 

15. Mai 2025


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.