Der Wald ist ein guter Ort, um zur Ruhe zu kommen. Vor allem dieser. Er ist so hell und freundlich und fängt mich; nimmt mich in den Arm in der Nacht. Ich glaube, unser Körper braucht das - einfach mal runterkommen, ankommen; nichts müssen dürfen.
Nach - ich glaube, längerer Zeit schlafe ich wieder richtig tief - lass' mich in den Waldboden fallen. Ich frühstücke in meinem Tarp, das schön hoch und weit über mir ist. Mein rechter Fuß beschwert sich etwas, aber Stück für Stück, sag ich ihm.
Aus dem Wald heraus, wandle ich einmal ab vom Weg, um bei den drei Häusern, die an dem anderen Ufer der Seine stehen nach Wasser zu fragen. Alle Häuser sind aus Stein und von dem, was in der Luft liegt und wie die Pflanzen stehen, erinnert mich der Ort, der so in sich geschlossen und trotzden offen ist, an die Toskana.
Zwei Hunde kommen mir entgegen - sie sind groß und bellen, aber sie machen mir keine Angst. Mit den aufgefüllten Wasserflaschen, lasse ich mich für eine Fußpause und ein zweites Frühstück am grünen Ufer der Seine nieder. Mit so gut aufgefüllten Wasservorräten kann ich mir endlich einen Kaffee kochen. Mittlerweile durchs Laufen und den Wind bereits wach, genieße ich ihn so in vollen Zügen. Das hat etwas von einer Zeremonie. Das Tasse in der Hand halten, ab und an umrühren und warten. Bis er bereit ist. Ich denk' an deine Kaffeemühle Zuhause in Frankfurt; und während ich diese Worte schreibe, schüttelt sich mein Kopf. Bisschen absurd, aber auch bisschen wahr. Weil du wohnst dort, und so oft sage ich, wenn Leute mich hier fragen, wo ich herkomme "près de Frankfourt, en Allemagne".








Es geht viel hoch, und eine Weile lang sehe ich nichts als Weinberge weit und breit, und oft denke ich, Ach, hier könnte man schön schlafen. Aber ich will noch ein wenig weiter. - Nach Celles-sur-Seine. Wasser auffüllen.
Unterwegs begegne ich einem Mann, der ein Fernglas und eine Kamera dabei hat. Vögel und Insekten möchte er beobachten.
Jetzt endlich fiel der Groschen. Die Markierung - oben weiß; unten rot in Streifen - gilt für die meisten GRs. Nur die in den Vogesen scheinen mitunter zu den Ausnahmefällen zu gehören. Ich hatte mir schon einen Kongress ausgemalt, in dem die verschiedensten Menschen an einem runden Tisch sitzen und darüber beratschlagen, welchem Weg welche Farbe zusteht. Nun ja. Jetzt sind wir jedenfalls schlauer. :)













Ein kleines Dorf hinter Celles - Polisot, nimmt mich auf für die Nacht.
Erst ist da die Dame mit dem Hundekonzert im Garten - so viele; so laut konnte keiner von uns sprechen. Ich fragte sie, wo ich vielleicht gut mein Tarp aufstellen könnte hier in der Nähe und sie sagt, die Wiese vor der Brücke, direkt neben der Seine sei ein überaus geeigneter Platz. - Das ist er in der Tat!:)
Sie fragt mich, ob ich eine Limonade will und reicht mir eine 1,5l Flasche und in der anderen Hand hat sie eine Orange, eine Tomate und ein Eis. Ob ich möchte? Sehr gerne, sage ich und bedanke mich riesig. Die Hunde bellen zum Abschied.
Neben der Wiese sind zwei Frauen mit den Blumen der Gemeinde die eine und dem Unkraut die andere beschäftigt. Wir unterhalten uns und beide sagen, es sei überhaupt kein Problem, wenn ich auf der Wiese bleibe. Der Friedhof ist auch nicht weit.
Ganz im Glück über diesen Platz und den meinen im großen Kontext, nehme ich meinen Maisgrieß; die Kräuter der Provence und meine nun zwei Tomaten und mache mich daran, mir mein Abendessen zu kochen.
Kaum habe ich Wasser in den Topf geschüttet, kommt die orangefarbene Katze auf den Tisch gesprungen, die seit ich auf diese Wiese kam, mir um die Beine tigert. Wie selbstverständlich trinkt sie aus dem Topf. Ich schütte ihr das Wasser um und stelle es ihr neben mich. Was ich auch tue den ganzen Abend lang, sie ist nicht fern.
Den Sonnenuntergang teilen wir uns, und je mehr ich sie beobachte, desto sicherer glaube ich, dass sie schwanger ist. Ich frag mich, heute Nacht, werd ich alleine schlafen oder wird da jemand sein neben mir unter meinem Dach?









Beim Tarp Spannen ist sie dabei; schlupft unter die Plane, schnuppert, folgt mir überall hin.
In der Nacht legt sie sich auf meinen Schlafsack und so schlafe ich das erste Mal nicht alleine ein unter diesem Dach, das mich den Sternen so viel näher sein lässt.
Abends gibt es auch ein Gewitter, ein kleines. Blitze zucken und es grollt etwas. Einmal in der Nacht, ich werde gerade wach, weil sich etwas regt, da stupfst sie mich an. Ganz sanft. Erst mit der Pfote, dann leicht mit der Schnauze. Fast als wolle sie sagen, "He du. Bist du noch da?"
19. Mai 2025
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