Bei Claudie wache ich auf und denke nicht an Zeit. Ich lasse sie mir - wir nehmen sie uns.
Ein Wandverputzer kommt vorbei und Claudie hat ganz viel Kaffee gekocht. Ich liebe das, diese großen Tassen zwischen meine Hände zu nehmen; schlürfend nippen. Diese Geste allein lädt ein, Zuhause zu sein. Ich mag das, kleine Bewegungen der Ruhe. Hände an der Tasse. Wärme spüren.
Claudie tüftelt und ich frühstücke riesig ausgiebig. Wäre Claudie eine Pflanze, ich glaube, sie wäre Salbei. Ich mag sie sehr.
Sie hat im École maternelle gearbeitet, bevor sie in den Ruhestand ging. Bei uns entspräche das etwa den letzten beiden Jahren im Kindergarten, glaube ich. Überall im Haus hängen viele Karten und Bilder ihrer Kinder - den eigenen wie den auf Zeit.








Es geht äußerst gemütlich zu bei uns und so bleibe ich dann noch zum Mittagessen; gehe erst danach weiter. - Nach dem Ortsausgang und der Frau, die verdutzt und erstaunt lächelnd aus dem Fenster schaut, in den Regen hinein.






Viel durch hohes Gras und bald sind meine Füße bis auf die Haut nass.
Wo könnte ich vielleicht fragen, frage ich mich. An so einem Tag siehst du kaum jemanden draußen - außer dem Bauer auf seinem Traktor über die Felder und die Autos an mir vorbeibrausen. Fragen nach Wasser und vielleicht nem Klo? Vielleicht, ganz vielleicht finde ich ja einen Ort, wo ich mich aufwärmen kann?
Und ich finde Jeanne. Ihr Hof sieht so einladend und bunt aus und die Tür geht auf, und ich weiß, mein Gefühl war gut. Eine Frau, etwas kleiner als ich, kariertes Hemd, kluge Augen.

Sie macht mir die Tür auf und sagt, na klar kann ich bei ihr aufs Klo gehen. Es ist richtig warm bei ihr. Wie Zuhause. Im Winter oder späten Frühling. Wenn es manchmal noch etwas kalt ist am Morgen. Bei ihr brennt Feuer im Ofen und nachdem ich dann bei ihr bleibe, legt sie noch zwei Scheite nach. Meine Schuhe stellt sie unter den Ofen - dass sie gut trocken sind morgen. Und die Socken, da siehst du ja selbst, wo sie trocknen. :p
Ich sitze an ihrem Tisch und esse von meinem Müsli, sitze vorm Ofen und sie setzt sich dazu. Erzählt mir von sich. Legt Magdalenas vor mich.
Sie bereitet mir ein Lager in ihrer Scheune und am Abend begleite ich sie, die Gänse von ihrer Wiese zu holen. Wie sie sich in ihrer Sprache, Haltung und Gangart an das Wesen der Tiere anpasst, wie sie das Tor aufmacht und selbst ein bisschen watschelt, das war ein Bild für die Götter. Liebevoll bewundernd ist das gemeint.

& dieses kleine Wörterbuch hat, seit Jeanne es mir gab, seinen festen Platz in dem obersten Fach meines Rucksacks. :)
21. Mai 2025
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