Val de Gloire

Veröffentlicht am 7. August 2025 um 08:44

"In essence most things are simple." - Im Wesentlichen sind die meisten Dinge einfach. Die Essenz vieler Dinge ist das Wesentliche. Das Wesentliche ist meistens einfach. 

Einfach ist das Wesentliche. Und warum ist es doch so kompliziert? Den Satz; den ersten, den originalen, den sagte Willem zu mir. In Sommeval sind wir, und während all die anderen Wanderer und Wanderinnen längst los sind, bleiben wir. Und trinken noch einen Kaffee. Und noch einen. - Den einer einst ließ in der Pilgerherberge, neben der wir beide in dieser Nacht im nun so fernen Mai schliefen. Willem erzählt mir seine Geschichte und ich, ich staune. Über seine Offenheit und seine Liebe zu jedem Gefühl. Er ist jemand, der umarmt, was im Jetzt da ist. Der jedem Gefühl den Tisch deckt; "auch der Traurigkeit Tee einschenkt und sich ihr gegenüber setzt, um ihr in die Augen zu sehen" (frei nach Kholoud Sharaf).

Er weiß das, weil es eine Zeit gab, in der das anders war. Es ist, wenn du dir selbst irgendwann so entfremdest, weil du ein Theaterstück spielst und am allermeisten versuchst du, dich selbst zu überzeugen, dass es echt ist. Aber da sind Lampen, Scheinwerfer und die Kulissen sind aus Pappe und Holz. Was passiert, wenn der Vorhang fällt? Wenn die Leute heimgehen und auf dem Weg stillschweigend zueinander sagen, "Was für ein Stück!". 

Willem läuft den Jakobsweg ohne Ende in Sicht erstmal - um herauszufinden, wohin mit sich. "Was mache ich mit dem Rest meines Lebens." Und die Frage aus der höchsten Selbstliebe heraus. Ich gehe hin, um die Essenz zu finden. 

Da geht er nun :) & ich habe ein lang, lang langes Waldstück vor mir, den Berg hinauf. Wurzelwege, schmale Pfädchen und die ein oder andere Wandergemeinschaft, die peetzend unterwegs sind. Nnnjuuuu.

& eine Joggerin, mit der ich mich kurz orientierte.

ein Willem-keks mit Mandelmus :) 

In Vauchassis suche ich etwas vergebens den Gemüse und Obst Automaten, von dem Willem sprach - der rückwärts laufend im nächsten Ort liegen sollte, weil er kam ja gestern hier vorbei. Macht aber nichts. 

Etwas weiter, am Waldrand begegnet mir dann eine Gruppe Radfahrer, die mir von einem Fest der ökologischen Freunde auf einem Bauernhof in Chennegy erzählen. Nichts wie hin! 

Anti-Erschöpfungspausen müssen immer sein. Und wenn es fünf Minuten mit Rucksack im Steilhangweg bei leichtem Nieselregen ist. Bei solchem Aufstehen muss ich wirklich starke Schildkrötenähnlichkeiten haben. 

In Chennegy fand ich den besagten Bauernhof, es war nur niemand mehr da. Auf dem Weg vor der Kirche aber war eine Frau - Nicole. Die nahm mich mit zu sich. Ich könne mein Zelt gerne in ihrem Garten aufstellen, wenn ich mag. Aber ach, mit den Hühnern, da wäre ja viel zu viel los - und im Endeffekt bestanden sie darauf, dass ich in einem Bett in dem Ferienhaus schlafe, das sie gelegentlich an Gäste vermieten. 

Da schlief ich wie auf Wolken.

24. Mai 2025


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