"Wir sind so froh, dass es passiert ist.", sagen Christo und Jeanne-Claude.
Jetzt liege ich unter meinem nur noch leicht bedröppelten Tarp. Wir sind bei Pierre Saint du Mont. Wir, das sind mein Opa Michi und ich. Es ist der Morgen des siebten Julis und vielleicht schaust du auf deine Uhr oder dein Handy & welcher Tag für dich auch gerade ist, wenn du diese Zeilen liest, wird dir auffallen, dass es einen großen Zeitsprung gibt, zwischen diesem Artikel und dem, der vor ihm kam.
Dieser Blog, der ja so unwiderruflich Teil dieser Reise ist, hat sich in Gestalt einer Tigerente an so manchen Orten länger aufgehalten als die reisende Schildkröte (ich). Sie kommt langsam nachgekullert, keine Sorge, wir vergessen sie nicht.
Dich, liebe*r Leser*in will ich gerne mehr mitnehmen, in das Jetzt meiner Reise. Darum dieser Artikel und die der folgenden Tage. Du wirst nun merken, jetzt greift die Autorin. Von jetzt an wird es zwei Zeitlinien geben.
Ab dem Eintrag mit dem Titel "Le chemin des écoliers" male ich dir petit à petit die Bilder zu den Tagen, die zwischen heute und dem 23. Mai liegen. Aber parallel werde ich dir auch erzählen, was gerade passiert. Den Unterschied wirst du im Titel am Datum erkennen (und an meinen länger gewachsenen Haaren).
In der Zwischenzeit bin ich am Meer angekommen. Ich war in Paris. Ich habe ein 3 ½ Stunden Gewitter alleine überdauert. Ich habe mich in Rouen verliebt (in die Stadt, sonst bleibt alles beim Alten<3) und ein paar Menschen nah an mich gelassen und als ich wirklich nicht mehr konnte, an Nathalies Tür geklopft und sie fragt mich: "Was ist eigentlich los?". Da war viel Vertrauen und auch so einige Tränen. Jetzt habe ich noch 1 ½ Tage mit meinem Opa hier, der letzte Woche mit dem Flixbus nach Caen kam und seitdem an meiner Seite läuft und klettert.

Als mir diese Idee kommt mit der zweigeteilten Chronologie, es ist als wäre ich mit einem Mal um so viel leichter.
Wege und Wirken finden sich immer. Das weiß ich. Manchmal ist, was wir brauchen nur ein wenig versteckt und wir müssen danach suchen.
Auf dem Campingplatz L'hypo camp in Nähe des Omaha Beach machen wir beide wie nach einem Winterschlaf jede*r erst nur ein Auge auf und der Regen prasselt nur so auf uns nieder. Wie es sich gehört. Für eine solche Gemütlichkeit: schaukelt uns das Wasser noch einmal in den Schlaf.
Zwei Pain au Chocolat und langer Kaffee, langer Morgen. Und die Sonne. Die Sonne, sie kommt. Manchmal muss man warten. Aber sie kommt. Sie kommt.







Die Küste ist zu steil, hier können wir nicht gehen, aber das Meer sagt hallo :).


Ein verwunschener Wald neben uns und in Gedanken begleitet mich der kleine Drache Pur, den wir am Tag zuvor erfunden, der seine Krallen tief in die Erde gräbt, weil er versucht so zu sein wie seine Freundin die Tanne.

Siehst du diesen matschigen Boden? Das war im Wald oberhalb von Laurent-sur-mer, wo der GR Schlenker auf den Küstenhöhen schlug. Du musst wissen, meine Schuhe haben ein wenig ihrer Haftung eingebüßt auf meiner Reise und so passiert, was nur so leicht passiert: eine Schildkröte landet auf dem Rücken.



Hier war die Frau mit dem lilanen Top, die barfuß lief, ihre Schuhe trug und mit einem riesigen Lächeln auf mich zu & an uns vorbei. So kurz. Aber ich liebe das. Wenn Lachen sich einschneidet, einheimst, Teil wird. Von dir. Wenn du sie auch gar nicht kennst.

Omaha Beach



2 crêpes au chocolat maison & 1 au beure-sucré bei Alice










Wir klopfen bei Wolfram. Das Tor vom Garten ist offen und im obersten Geschoss ein Fenster gekippt. Er macht uns auf und mitten im Türrahmengespräch stellt sich eine Heidelbergverbindung her und er spricht Deutsch. Später am Abend trinken wir Tee bei ihm und er erzählt von den Filmen, die er mit Christo und Jeanne-Claude gedreht hat.
Erzählt von dem Running Fence. Davon, wie es nach nur 1 ½ Tagen davongelaufen ist. Von dem Dreh um die Pont Neuf in Paris und das Projekt mit den Schirmen in Japan und Kalifornien. Erzählt davon, dass Jeanne-Claude immer die Namen aller Arbeiter*innen wusste. par cœur. Wie sehr die beiden einanander geliebt haben. So innig und intensiv wie sie das Leben verstanden.








06. Juli 2025
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Die Tigerente... sie ist endlich wieder da. 💚
Großartige Idee mit den zwei Zeitlinien, da sind wir endlich näher dran und die Erleichterung bei Dir kann ich mir gut vorstellen. Sehr beeindruckende Bilder von Christo! Wen Du immer alles triffst :) GLG auch an den Opa!