Verwunschen, verschwundenes Kloster

Veröffentlicht am 8. August 2025 um 17:04

Bei Jacky und Dominique in Rigny-le-Ferron blieb ich im Trockenen, während der stetig weiterprasselnde Regen draußen blieb. Abends lief ich noch länger durch das Dörfchen; schaute mir die Gärten an - denn wenn es regnet und die Leute nicht auf den Straßen sind, musst du von außen nach innen schauen. Bei den beiden, das war die erste Tür, an die ich an dem Abend klopfte. 

Kennst du das, wenn du direkt ein Gefühl von Ja hast? So ging es mir hier. Dominique machte die Tür auf und ich fühlte mich direkt um Einiges leichter. Als ich dann auch noch hinter ihr die aufgestellte Leinwand mit dem angefangenen Gemälde sah, konnte ich nicht anders, als vor Erleichterung zu lächeln. Und vor Dankbarkeit. Ich weiß, am Ende des Tages bin ich immer gut, aber selbst in der Situation; im Moment zu sein, ist dennoch eine andere Geschichte. 

Dominique sagt, "Du hast richtig geklingelt." und sagt, sie will mich bei dem Regen nicht im Garten schlafen sehen - ich kann oben in ihrem Atelier in einem Gästebett schlafen. Oft kommen ihre Enkel her, die sind oft dort oben. 

Und ich liebe ihr Fachwerkhaus. Jacky hat es vor zwei Jahren komplett renoviert. Seine Söhne halfen ihm, aber er ist, der hält, der die Vision hat. Dominique macht alles im Inneren und irgendwie passt es, passt es sehr, dass sie zuvor in Paris lebten.

Jacky und Dominique.

Dieses Kloster. Das kannst du keinem erzählen. Niemand weiß, ob ich wirklich dort gewesen bin. Kein Bild zeugt von meiner Anwesenheit innerhalb dieser Mauern. Nur einem Menschen bin ich begegnet, und zu dem Zeitpunkt könnte man fast schon sagen, ich hätte das Klostergelände verlassen, finde ich. Lass mich dir trotzdem davon erzählen. 

Zuerst war dort ein Bauernhofgebäude - eine Vielzahl von Maschinen und Gebäuden und die Mauern wahrlich dick. In sich aber nicht geschlossen und so spazierte ich durch das Steintor mit neugieriger Nase. Immer auf der Suche nach einem Menschen. Aber niemand da. Keine Zeichen des Verfall, aber auch keine von kürzlicher Anwesenheit. Keine flüchtig abgestellten Kaffeetassen oder gar ein Spaten, der auf dem Weg zu einem der vielen Beete kurz abgestellt wurde. Weil vielleicht musste Marianne noch schnell wohin, vielleicht bekam sie eine Nachricht und musste daraufhin schnurstracks sich aufmachen. Nein, keines solcher Zeichen. Also ging ich weiter. Und dort fand ich ich ein Haus, in dem ebensowenig jemand war, das aber über einen großen Saal verfügte - zum Tanzen vielleicht? 

Ein Herrschaftshäuschen mit hochregaliger Bibliothek und Ohrensesseln. Johanna Reisende steht vor den hohen Pforten, klopft. Parklandschaften und Brunnen, Fluss und Minnibrücken. Ich bin wie eine Kugel im Glashaus - atmendes Glas, aber noch immer gläsern. 

Abtei Vauluisant, ein Nonnenkloster aus dem 13. Jahrhundert, wo ich nahezu nie-niemand antraf auf der Suche nach Wasser (oder einem Schlafplatz).

Ein bisschen oberhalb des Klosters fand ich eine einreihige Streuobstwiese & da blieb ich. 

 

26. Mai 2025


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